CORPORATE DIGITAL RESPONSIBILITY – WAS IST DAS EIGENTLICH?
Was ist eigentlich Corporate Digital Responsibility und warum sollte das Thema Unternehmen wichtig sein? Damit beschäftigten sich im April im Unternehmenstreff unter Moderation der B.A.U.M.-Vorsitzenden Yvonne Zwick Julia Scheerer, Project Manager bei der Bertelsmann Stiftung sowie Mit-Gründerin Peer School for Sustainable Development e.V., und Beatriz Bilfinger, Projektmanagerin im Projekt nachhaltig.digital von B.A.U.M. und DBU.
In ihrer Präsentation zeichnete Julia Scheerer das Bild eines Hauses der Unternehmensverantwortung, in dem sich die digitale Verantwortung einreiht in die Verantwortung für Ökologie, Ökonomie und Soziales. Zu den Dimensionen digitaler Verantwortung gehören Datenschutz/-sicherheit, KI-Transparenz und Fairness, Zukunft der Arbeit und Ethics-by-Design, das sich im Optimalfall in Produkten, die anspruchsvoller sind als der Standard, niederschlägt. Arbeitgeber hätten insbesondere im Remote und mobilen Arbeiten eine Verantwortung für das digitale Wohlbefinden. Als neue Themen drängen sich diskriminierungsfreie Software und algorithmic bias, algorithmische Vorurteile, auf, die noch wenig bewusst sind.
Als Beispiel brachte Julia Scheerer den „Skandal der Woche": eine Studie der Universität Magdeburg, die zeigte, dass Frauenstimmen in Video-Calls weniger kompetent wirken. Grund dafür sei, dass gängige Videokonferenz-Tools nicht alle Anteile der Sprache übertragen und in der Audioverarbeitung die stimmlichen Unterschiede der Geschlechter häufig nicht ausreichend berücksichtigt werden.
Ökologie, Energieeffizienz und Kompatibilität mit dem 1,5°C-Klimaziel seien noch kein Thema in der isolierten Betrachtung von Digitalisierung. Julia Scheerer empfahl in ihrem Fazit, rechtliche Rahmen der Twin Transformation zu berücksichtigen, in der Nachhaltigkeitsstrategien und Digitalisierungsstrategien miteinander einhergehen. Es müsse Planungssicherheit und ein Rechtsrahmen geschaffen werden, der ein Mindestmaß an Anforderungen zur Corporate Digital Responsibility formuliert. Der Blick richtet sich auf Digital Service Act und Digital Market Act. Zusätzlich müssten Mitarbeitenden Freiräume für interdisziplinäres Arbeiten gewährt werden.
Für Beatriz Bilfinger hat Corporate Digital Responsibility zwei Seiten: Einerseits die Beachtung digitaler Nachhaltigkeit und damit die Nachhaltigkeit von Daten und Algorithmen, andererseits die Berücksichtigung der sozialen, ökologischen und ökonomischen Auswirkungen des digitalen Unternehmenshandelns. Daher blickte sie aus dreifacher Perspektive auf Corporate Digital Responsibility: Ethik, Hardware und Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden. So sind Daten nicht nur Wirtschaftsgüter, sondern der Umgang mit ihnen wirft verschiedene ethische Fragen auf, denen sich Unternehmen stellen müssen. Grundsätzlich haben sie die Aufgabe, ihre eigene digitale Transformation werteorientiert zu gestalten. Diese Verantwortung zeigt sich etwa auf Hardware-Seite, wenn statt neuer Hardware refurbished (aufbereitete) IT genutzt wird, die auch im Hinblick auf Ressourceneffizienz punktet. Auch liegt es in der Hand der Führung, Mitarbeitende auf dem Weg der digitalen Transformation zu begleiten und mitzunehmen.
Ganz konkret empfahl Beatriz Bilfinger, bei der nachhaltigen Beschaffung von Hardware darauf zu achten, dass Laptops statt Standrechner beschafft werden, um mobiles Arbeiten zu ermöglichen, Voreinstellungen von Computern und Browsern ökologisch anzupassen, regelmäßig betriebliche Prozesse zu hinterfragen, insbesondere hinsichtlich der Datenerfassung, und sich Orientierung bei Vorreitern zu holen. Ihr Tipp: nachhaltig.digital und seine Bausteine drängen sich dazu förmlich auf.
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