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REFERENZRAHMEN FÜR DIE INDUSTRIELLE UND GESELLSCHAFTLICHE TRANSFORMATION NOTWENDIG

Angesichts der Aufnahme von Atomkraft und Gas in die EU-Taxonomie durch die Europäische Kommission hält B.A.U.M. Wirkungsmessung und eine übergeordnete Nachhaltigkeitsstrategie für erforderlich. Gemeinsam mit der französischen Initiative MR21 - Managers Responsable bietet das Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften tatkräftige Unterstützung bei der Entwicklung eines EU-Modells nachhaltiger Unternehmen an.

Mit einem Brief an den geschäftsführenden Vizepräsidenten der EU-Kommission und Kommissar für Klimaschutz Frans Timmermans positioniert sich B.A.U.M. in der Debatte um die Entscheidung der EU-Kommission, Atomkraft und Gas in die Taxonomie für nachhaltige Unternehmenstätigkeiten aufzunehmen. Yvonne Zwick, die Vorsitzende des Netzwerks für nachhaltiges Wirtschaften, bedauert, dass die Kommission mit diesen beiden fossilen Energieträgern spezifische Technologien als Mittel adelt, statt auf Folgenabschätzung und Wirkungsmessung hinsichtlich der Erreichung der EU-Ziele Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft innerhalb vorgegebener Zeithorizonte zu setzen.

"Wir empfehlen dringend zu klären, welche Erwartungen die EU-Kommission an den schrittweisen Ausstieg aus diesen beiden fossilen Energieträgern hat bzw. welche Leistungskriterien erfüllt sein müssen, um sie als gerechtfertigte Lösungen beizubehalten", so Yvonne Zwick. So könne die Innovationskraft in der Industrie mobilisiert und beschleunigt werden.

Deutsch-französische Dialogachse empfiehlt europäische SDG-Strategie

Um den Gestaltungsgedanken des Sustainable-Finance-Pakets und der weiteren Nachhaltigkeitsziele abzusichern, empfiehlt B.A.U.M. dringend die Entwicklung einer europäischen Strategie für das Erreichen der globalen Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDG). Bei diesem Anliegen wird der hauptsächlich in Deutschland vertretene Unternehmensverband unterstützt von MR21 – Managers Responsables aus Frankreich. Erstmals unterbreiten somit starke Nachhaltigkeitsnetzwerke aus diesen beiden Ländern auf EU-Ebene gemeinsame Vorschläge, die an den Perspektiven nachhaltigkeitsorientierter Unternehmen anknüpfen. Diese haben ein großes Interesse an Wettbewerbsbedingungen, die glaubwürdige nachhaltige Geschäftsmodelle mit messbaren Wirkungen honorieren (s. B.A.U.M.-Positionen für eine zukunftsfähige, sozial-ökologische Marktwirtschaft, PDF).

Im Detail sind die Empfehlungen aus dieser deutsch-französischen Dialogachse, die auch in einem gemeinsamen Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen formuliert wurden:

  • Eine europäische SDG-Strategie entwickeln, um die Beiträge der EU-Mitgliedsstaaten zu einem europäischen Gesamtbild zusammenzufügen und voneinander zu lernen. Diese berichten bereits in sog. Voluntary National Reports an die UN über ihre nationale SDG-Politik. Mit einer übergeordneten europäischen Nachhaltigkeitsstrategie könnten darüber hinaus die auf EU-Ebene ergriffenen Maßnahmen im Hinblick auf das übergeordnete Ziel – eine nachhaltige Marktwirtschaft in Europa zu schaffen – gesteuert und bewertet werden.
  • Mindesttransparenzanforderungen für Unternehmen formulieren, die den Zugang auf den europäischen Markt suchen, da verlässliche Wirtschaftsbeziehungen und Marktregeln, die Innovationen innerhalb eines klar gesetzten Ordnungsrahmens fördern, der Verbreitung europäischer Werte auf lokaler, regionaler und globaler Ebene am besten dienen.
  • Ein regelmäßiges Multistakeholder-Forum einrichten mit Teilnehmenden u.a. aus Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften, Verbraucherschutz und Wissenschaft, das konstruktive Stimmen, die nachhaltiges Wirtschaften in betrieblicher Praxis umsetzen, in den Dialog auf europäischer Ebene einbezieht.

"Die kommenden europäischen Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung können einen einzigartigen Impuls in den Markt geben", ist Yvonne Zwick überzeugt. "Kombiniert mit einer prozessorientierten Strategie, die auf europäischen Werten aufsetzen und sich an klar festgelegten Zielen orientiert, entwickeln wir gemeinsam ein starkes EU-Modell nachhaltiger Unternehmen und zugleich eine auf den SDGs und dem Pariser Klimavertrag basierende Nachhaltigkeits- und Industriepolitik."

Die Unternehmensnetzwerke B.A.U.M. und MR21 – Managers Responsable haben der EU-Kommission ihre Unterstützung für die Entwicklung einer kohärenten Nachhaltigkeitsagenda in Europa zugesagt.


Update: 

Im Auftrag des geschäftsführenden EU-Vizepräsidenten Frans Timmermans antwortete Referatsleiter Miguel Gil Tertre am 11. März 2022 auf das Schreiben von Yvonne Zwick, bestimmte Tätigkeiten im Zusammenhang mit Kernenergie oder Erdgas seien zwar in die Liste der von der EU-Taxonomie erfassten Wirtschaftszweige aufgenommen worden. Dabei seien jedoch die Kriterien und Bedingungen im Einklang mit dem 1,5-Grad-Szenario und den Dekarbonisierungszielen der EU festgelegt worden und die anderen Umweltziele dürften nicht wesentlich beeinträchtigt werden. Spezifische Offenlegungsanforderungen erhöhten die Transparenz für Tätigkeiten im Zusammenhang mit Kernenergie und Erdgas und ermöglichten es den Anlegern, diese Tätigkeiten leicht zu erkennen und fundierte Investitionsentscheidungen zu treffen.

 





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