ENERGIESICHERHEIT UND SOUVERÄNITÄT DES EUROPÄISCHEN ENERGIESYSTEMS NEU DENKEN
Der Krieg in der Ukraine hat uns schmerzhaft vor Augen geführt, wie abhängig sich Deutschland von fossilen Brennstoffen aus Russland in den vergangenen Jahren gemacht hat. Es ist Zeit für eine Trendwende hin zu einer stabilen und nachhaltigen Energiearchitektur, die für die Zukunft gewappnet ist. Finanzielle Mechanismen spielen dabei eine wichtige Rolle.
In den vergangenen Jahrzehnten hat in Deutschland die Energiewende eine immer wichtigere Stellung eingenommen. Viele wichtige Entwicklungen wurden vorangetrieben und Technologien für Erneuerbare weiterentwickelt. Gleichzeitig hat sich Deutschland jedoch auch abhängig gemacht von instabilen und autoritären Regierungen. Das hat dazu geführt, dass Deutschland aktuell von russischem Öl und Gaslieferungen abhängig ist. Diese Abhängigkeit betrifft besonders den Osten Deutschlands, wo nahezu der gesamte Ölbedarf durch russische Pipelines gedeckt wird. Ein Lieferstopp von russischem Öl träfe Raffinerien in Brandenburg und Sachsen-Anhalt besonders hart, wie aus einem Bericht des Manager Magazins und aus Aussagen von Wirtschaftsminister Habeck zu schließen ist. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine sorgt daher auch für neuen Wirbel in der Diskussion um eine unabhängigere Produktion von Energie und eine Forcierung des Ausbaus erneuerbarer Energien sowie eine breitgestreute Förderung von Wasserstoffprojekten für industrielle Prozesse.
Bereits heute gibt es Instrumente und Unternehmensinitiativen, die Deutschland unabhängiger von fossilen Energieträgern aus Russland machen können. Allen voran zählt hierzu ein Ausbau von Photovoltaik, Solar und Wasserstoff. Um vorhandene Infrastruktur zu nutzen und industrielle Prozesse auf eine CO2-neutrale Produktion umstellen zu können, benötigt es den Ausbau eines Wasserstoffnetzes, damit nachhaltiges Wirtschaften auch im großen Stil möglich ist. Eine Reduzierung der Abhängigkeit von autokratischen Regierungen bringt dabei nicht nur Vorteile im Rahmen der Energiesicherheit mit sich, sondern kann auch dafür sorgen, dass Europa und insbesondere Deutschland seine Klimaziele erreicht. Damit dies geschehen kann müssen wir bis 2030 55% unserer Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 einsparen. Die Fit-for-55-Strategie der Europäischen Union sowie die deutschen Klimaziele implizieren daher ein systematisches Umdenken im Bereich der Energieversorgung an sich. Es ist aktuell der richtige Zeitpunkt die Zeitenwende bei der Energieversorgung einzuläuten, um eine 180° Wende bei der Energiesicherheit auch zu einer ökologischen Zeitenwende werden zu lassen.
Vielen Unternehmen im industriellen Sektor und im verarbeitenden Gewerbe sind die großen Herausforderungen, die durch die globale Erwärmung an unsere Gesellschaft gestellt werden, bereits bewusst. Es ist klar, dass eine Umstellung auf erneuerbare Energien notwendig und essenziell für die künftige Geschäftsfähigkeit ist. Dieses Gefühl hat sich nun durch eine Bedrohung der Versorgungssicherheit verstärkt. Dennoch mangelt es bisher am Tempo in der Umsetzung. In Deutschland sind industrielle Prozesse historisch, aber auch gegenwärtig von großer Bedeutung, und es kommt auf eine Synergie zwischen Förderung und unternehmerischem Engagement an, um die Energiewende voranzubringen und damit zu einem Umdenken in puncto Energiesicherheit und Energieunabhängigkeit innerhalb der EU zu gelangen.
BAUM e.V. setzt sich aktiv für eine politische, aber auch wirtschaftliche Trendwende im Themenfeld der Energie ein und ist seit Sommer 2021 an einem von der EU-Kommission unter dem Horizon-2020-Programm geförderten Projekt namens Sustainable Energy Investing and Financing Activation, kurz SEIFA, beteiligt.
SEIFA soll die Energiewende in Mittel- und Osteuropa beschleunigen und hat zum Ziel, die Dekarbonisierung von industriellen Prozessen durch innovative Finanzmechanismen und die Förderung von erneuerbaren Energien zu unterstützen. Das Projekt besteht aus einem Konsortium von 10 Partnern aus acht mittel- und osteuropäischen Ländern, die sich damit auseinandersetzen, wie durch gezielte Investitionen in z.B. erneuerbare Energien, Wasserstoffproduktion, Biogas und einen Ausbau des Energienetzes Prozesse effizient und umweltschonender gestaltet werden können. Dafür wurde ein Alternative Investment Fonds namens SEIF gegründet, um Finanzmittelgeber und Projekte miteinander zu verknüpfen und dadurch ausreichendes Kapital für Unternehmen bereitzustellen, die Investitionen in die Dekarbonisierung von Prozessen oder den Bau und Betrieb von erneuerbaren Energien planen.
SEIFA kann daher als ein wichtiger Mechanismus erachtet werden, um Europa in energiepolitischen Fragen unabhängiger von außereuropäischen Importen werden zu lassen. Eine starke europäische Wirtschaft ist nur dann nachhaltig, wenn sie Klimaschutz und Energiesicherheit vereinen kann. Wir freuen uns, Teil dieses Projekts zu sein.
Aktuell befindet sich das Projekt in der Implementierungsphase. Wir suchen daher sowohl potenzielle Investoren als auch Unternehmen, die bereits konkrete Projektideen haben und auf der Suche nach passenden Finanzierungskomponenten sind.
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier; falls Sie keine SEIFA-Aktivitäten verpassen möchten, können Sie sich dort auch für den SEIFA-Newsletter anmelden, der Sie über die neusten Entwicklungen und Meilensteine informiert.
Wenden Sie sich gerne an unsere Kollegen, wenn Sie Interesse an und Fragen zu SEIFA haben:
Rainer Kant (Senior Projektmanager) – rainer.kant@baumev.dePhilip Matthies (Projektmanager) – philip.mathies@baumev.deRaphael Gutwein (Werkstudent) – raphael.gutwein@baumev.de
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