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TRANSFORMATIONSLABOR ERNÄHRUNG GESTARTET

Was ist die Antwort der Ernährungsindustrie auf den EU Green Deal? Wie kann die Branche zügig messbare Beiträge zum Erreichen der Klimaziele, zur Kreislaufwirtschaft und für resiliente regionale Wirtschaftsstrukturen und tragfähige globale Geschäftsbeziehungen leisten? Damit beschäftigte sich der digitale Kick-off für das Transformationslabor Ernährung. Was nun folgt, sind zwei Jahre intensives Arbeiten an der Ernährungswende.

Der Auftakt ist gemacht. In den kommenden Monaten folgt eine Workshop-Reihe, mit der die Kooperationspartner - die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) e.V., das Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung (ZNU) an der Universität Witten-Herdecke, die Regionalwert Leistungen GmbH und BAUM e.V. als Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften - themensetzend aktiv werden, um Antworten zu suchen. In den kommenden Wochen und in den nächsten Workshops wird eine feste Kerngruppe gebildet, die den Prozess partnerschaftlich trägt. BAUM stellt hierfür als Plattform die für alle Unternehmen offene Initiative Wirtschaft pro Klima und perspektivisch eine digitale Plattform für das Netzwerken und Partnerschaften zur Problemlösung zur Verfügung.

"Die Plattform und der gemeinsame Austausch mit Stakeholdern ist immanent wichtig, um ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln und Brücken zu bauen. Die BVE hat ein Interesse an Lösungen zu Nachhaltigkeitsthemen, die von den Unternehmen in der Praxis umsetzbar sind", betont Stefanie Sabet, Geschäftsführerin und Leiterin des Brüsseler Büros der BVE. Dies soll im Transformationslabor Ernährung auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnis, guter unternehmerischer Praxis und auf innovative Weise geschehen. Wie wird handhabbar, was Planet, Politik und Gesellschaft von Unternehmen verlangen? Das sei die zentrale Frage. Kernziel sei ein klimaneutrales Europa. Die mittlere Erwärmung von 3°C bedeute laut Prognosen der EU-Kommission Verluste von 190 Mrd. Euro jährlich, um ein Plus von 20% steigende Preise – bei gleichzeitig wachsendem Bedarf von plus 60% angesichts angenommener 9 Mrd. Menschen Weltbevölkerung bis 2050. Lebensstile, Ernährung und planetare Grenzen müssten im Zusammenhang gesehen werden, nicht nur Produktion, sondern auch Konsum leistet einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit. Der Weg zur Umsetzung der Agenda 2030 sei weit. "Verbände sind Multiplikatoren und Motoren. Die Unternehmen sind durch den Green Deal gefordert hier mehr zu tun als es die Gesetzgebung bislang vorgibt." Und das sei nicht wenig – allein 50 Handlungsfelder gibt es im Green Deal, der mit der Farm to Fork Strategie auf einen neuen ganzheitlichen Rechtsrahmen für nachhaltige Lebensmittelsysteme abzielt.

Christian Hiß, Geschäftsführer der Regionalwert Leistungen, nimmt wahr, dass das gestiegene Risiko das Thema gerade nach oben spült. Das Problem sei die Betriebswirtschaft. In der Vergangenheit wurde das Thema jedoch zu sehr aus sozial-ökologischer Sicht bearbeitet. Leistungen der Unternehmen für Umwelt und Resilienz besitzen keinen Wert in der Betriebsbilanz. Andererseits müssen sie finanziert werden, weil sie ansonsten nicht bereitgestellt werden, Risiken bilanziert und offengelegt werden. Hiß' Fazit: "Nachhaltigkeit und Resilienz muss Teil der Bilanz werden." Dazu leiste die Richtig Rechnen Methode Quartavista einen Beitrag. Das Ziel: Leistungen werden gezahlt von a) dem Markt b) durch Kompensationsgelder c) öffentliche Mittel (GAP). Das wirke potenziell auf Lebensmittelpreise, in dem hochwertige Lebensmittel mit positiver Leistungsbilanz günstiger werden. "Ziel ist die Synthese von Nachhaltigkeits- und HGB-Bilanz. Die Perspektive ist nicht True Cost Accounting, sondern Sustaina-bility Performance Accounting. Das verändert die Blickrichtung und Bewertung fundamental”, so Hiß.

Dr. Christian Geßner, Mitbegründer und Leiter des ZNU an der Universität Witten-Herdecke ging in seinen Ausführungen auf die Ansätze zur Wirkungsmessung ein: vom Carbon Footprint zum ganzheitlichen Nachhaltigkeitsmanagementsystem. Der Titel des ersten Workshops am 10. Juni 22 lautet "Klimabilanzierung – Quo vadis?" Der in der Branche gut etablierte ZNU-Standard wird zum Jahreswechsel 2022/2023 einer Revision unterzogen und integriert in der Weiterentwicklung aktuelle Regularien mit Blick auf LKSG, CSDDD, CSRD, Green Claims u.v.a. Christian Geßner sieht große Herausforderungen bei Fragen der einheitlichen und praktikablen Wirkungsmessung und betonte, dass KPI-getriebene Systeme in mittelständischen Unternehmen aufgrund aufwändiger Datenerhebungsprozesse und der Unternehmenskultur nicht einfach übergestülpt werden können. Im Programm des ersten Workshops wird vor diesem Hintergrund das Thema Klimabilanzierung und die entsprechende Anforderung im ZNU-Standard thematisiert, um gemeinsam machbare Ansätze zur Weiterentwicklung zu diskutieren. Wie oft sollte eine Bilanz erstellt werden? Wie gehen wir mit Scope 3 um? Inwieweit machen Klimaneutralitätsziele Sinn? etc. Aber auch welche Standards und Zertifizierungen können generell einen Beitrag für die Ernährungswende leisten?

Zu dem ersten Workshop des ZNU können Sie sich schon jetzt unter folgendem Link anmelden: www.xing.com/events/3954993 (Anmeldeschluss ist der 08.06.)

Danach schließen sich weitere fünf Workshops an, die je von einem der Partner gehostet werden. Damit verbunden ist die inhaltliche und technische Vorbereitung. Ende des 1. Quartals 2023 wird es eine große Auftaktveranstaltung auf Einladung der BVE geben. Einige Themen sind als Wildcards gesetzt, weil sie in weiterer Zukunft liegen und sich gleichzeitig aktuell dynamisch entwickeln. Diese Themen werden relativ spät festgezurrt und auf die aktuellen Anforderungen hin konkretisiert.
 

Wir möchten möglichst viele Unternehmen einladen, in dieses Transformationslabor einzusteigen und mit uns gemeinsam die Tiefenbohrungen vorzunehmen die notwendig sind, um neue Antworten darauf zu finden, wie Nachhaltigkeit unternehmerisch und damit auch marktwirtschaftlich überzeugt. Deshalb: Herzliche Einladung an alle in diesem zentralen Bedürfnisfeld Ernährung arbeitenden Unternehmen und Akteure, teilzunehmen, zu lernen und mitzuwirken. Unter dem Menüpunkt Ernährung auf der Website von Wirtschaft pro Klima finden Sie einen aktuell gehaltenen Überblick zu dem laufenden Projekt.

Wie arbeiten wir zusammen?
  1. Offenheit und Akzeptanz Richtung Einsteiger:innen ins Thema
  2. Transfer von praktischem Wissen, Werkzeugen und skalierbaren Best-Practice-Ansätzen in e-Learnings; integratives Netzwerk- und Plattformdenken
  3. Doppelarbeit vermeiden (verantwortungsvoll mit den knappen Ressourcen bei den Partnern umgehen, dennoch Wirkungen erzeugen)
  4. Beitrag zur Innovationsdynamik und höherer Validität der Daten (Verknüpfung: SDGs, CSRD, ESAP, DNK, Taxonomie, Sustainable Finance)
  5. Leuchttürme der Ernährungswende sichtbar machen und in die Kommunikation bringen; unternehmerisch überzeugende Ansätze bekannt machen, via Peer-to-Peer-Learning verbreitern
  6. Politik frühzeitig mit einbeziehen (und systemische Bremsklötze ansprechen, z.B. Regulierung im SGB – Goldenes Dreieck der Geldanlage = Sicherheit, Verfügbarkeit, Ertrag sollte um NH-Dimension erweitert werden




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