NACHHALTIGE FINANZIERUNG IM FOKUS: ERFOLGREICHER SUSTAINABLE FINANCE GIPFEL IN LEIPZIG
Am 15. November 2023 fand in Leipzig der regionale Sustainable Finance Gipfel unter dem Motto "Gemeinsam für die Energiewende" statt. Als einzige Veranstaltung dieser Art in Ostdeutschland brachte der Gipfel 101 Expert:innen aus Politik, Wirtschaft und Finanzwelt im Salle de Pologne zusammen, um Lösungen für die drängenden Fragen zur nachhaltigen Finanzierung zu diskutieren.
Digital verfolgten 200 Interessierte die Veranstaltung, die als Leuchtturm des diesjährigen bundesweiten Sustainable Finance Gipfels betrachtet werden kann.
Der Gipfel betonte die entscheidende Rolle von Mittelstand und Kommunen bei der Energiewende vor Ort. Ihr Engagement ist maßgeblich für den Erfolg der Energiewende in Deutschland. Der Fokus, so zeigte der Gipfel auf, liegt auf der konkreten Umsetzung von Lösungen zur Ausräumung von Finanzierungshürden bei nachhaltigen Aktivitäten.
Dr. Gerd Lippold, Staatssekretär im Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, hob die wachsende Bedeutung grünen Stroms für die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Wirtschaft hervor. Er betonte die Notwendigkeit guter Kommunikation für die Akzeptanz vor Ort und forderte die gemeinsame Entwicklung von Transformationswegen und Förderdarlehen.
Dr. Katrin Leonhardt, Vorstandsvorsitzende der Sächsischen Aufbaubank – Förderbank, betonte die Notwendigkeit innovativer Finanzierungsinstrumente wie nachhaltige Kommunaldarlehen oder den kommenden Sachsenkredit "Energie und Speicher" (vgl. entsprechende Förderrichtlinie des Freistaats Sachsen). Sie unterstrich die Bedeutung einer neuen Verteilung der Fördermittel in transformativen Vorhaben sowie die Digitalisierung und Standardisierung von Förderprogrammen.
Dr. Florian Gräßler, Geschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen e.V. Landesgruppe Sachsen, verdeutlichte die Herausforderungen in politischer Volatilität und Orientierung. Er betonte die Chancen, die Leuchtturmprojekte wie in Leipzig und Chemnitz, aber auch kleinere Initiativen im ländlichen Raum, bieten können. Digitalisierung und Standardisierung der Förderprogramme sind Schlüsselaspekte.
Gunda Röstel, stellv. Vorsitzende des Rates für Nachhaltige Entwicklung, machte die enormen Investitionsbedarfe für die Transformation deutlich. Sie forderte eine gerechte Lastenverteilung, eine beschleunigte Transformation und die Aussetzung der Schuldengrenze zu Gunsten der sozialen Verträglichkeit des ökologischen Wandels.
Am Nachmittag stand das Thema Energiewende in Kommunen und kommunalen Unternehmen im Fokus des Sustainable Finance Gipfel Leipzig. Dazu gab es drei Impulsvorträge sowie die Möglichkeit, durch Fragen und eine offene Diskussion in den Austausch zu kommen.
Über die Herausforderungen bei der Transformation von Ver- und Entsorgungsinfrastrukturen sprach Daniel Kollbach, Geschäftsführer der Stadtwerke Schüttorf-Emsbüren GmbH und des Trink- und Abwasserverbands Bad Bentheim, Schüttorf, Salzbergen und Emsbüren. Er betonte: "Wir können nicht alle Themen bespielen, daher müssen wir uns fokussieren."
Matthias Lux von der Stadtwerke Halle GmbH stelle die Schaffung von Bedingungen für die Bildung von Eigenkapital in den Mittelpunkt seines Impulses. Als Beispiele nannte er Joint Ventures und Bürgerbeteiligungen. "Wir sind in der Situation, wo wir nie dagewesene Summen an zusätzlichen Investitionen bewältigen müssen. Das wird mit dem Strauß an konventioneller Finanzierung nicht gehen", so Lux. Es brauche die Fähigkeit, Eigenkapital zu bilden.
In der Diskussion ging es insbesondere um folgende Herausforderungen, die für die gelingende Transformationsfinanzierung gelöst werden müssten:
- Sicherheiten/Bürgschaften (durch öffentliche Banken?)
- verfügbare Finanzmittel/Zinsbelastung
- Material/Ressourcen sowie
- Personal/technische Dienstleister zur Umsetzung von Nachhaltigkeitsinvestitionen
- Kostenbelastung bzw. Beteiligungsmodelle für Bürger:innen.
"Wir kennen die Probleme und es gibt bereits viele Lösungsansätze. So können wir es angehen", lautete das Zwischenfazit von Daniel Schmidt von der Thüringer Aufbaubank. Sein Thema: Finanzierung kommunaler Energieinfrastruktur.
Für eine erfolgreiche Transformation
- müssen alle Beteiligten zusammen agieren und Kompetenzen gebündelt werden,
- müssen die Rahmenbedingungen eine verlässliche Grundlage bieten,
- müssen die Cashflows der Vorhaben auch perspektivisch stabil und verlässlich sein,
- muss das notwendige Eigenkapital durch Gesellschafter*innen und staatl. Institutionen bereitgestellt werden.
Das müsse miteinander verzahnt werden. "Wir brauchen solche Veranstaltungen wie heute, um ins Gespräch zu kommen und Themen zu adressieren", so sein Fazit.
Kernpunkte der Diskussion flossen in eine B.A.U.M.-Stellungnahme zum "Hebel Finanzen" an das Bundesministerium der Finanzen im Rahmen der Dialoggruppe Nachhaltigkeit ein, in der B.A.U.M. ständiges Mitglied ist.
Die Konzeption für die Veranstaltung lag beim Nachhaltigkeitsmanager der SAB Sebastian Kaden sowie Maria Leisinger vom Center for Sustainable Insurance. Die Moderation lag bei Yvonne Zwick, Vorsitzende von B.A.U.M. e.V. – Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften.
Partner der Veranstaltung waren VÖB – Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands, IHK zu Leipzig, WRL - Wirtschaftsförderung Region Leipzig GmbH, Gothaer, Ostdeutscher Bankenverband, Thüringer Aufbaubank und das Center for Sustainable Insurance (CSI). Eingeladen waren Vertreter:innen von Kommunen, KMUs, Banken, Versicherungen, Energieversorgern sowie aus der Forschung.
Der Sustainable Finance Gipfel 2023 setzte zum ersten Mal ein Regionalkonzept mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen um. Initiiert vom Green and Sustainable Finance Cluster Germany mit Sitz in Frankfurt fand er zum 7. Mal statt.
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