Bert Odenthal, Inhaber des BAUM-Mitglieds odenthal design, ist der Grafiker von BAUM. Als solcher schlägt er die Brücke zwischen Inhalt und guter Gestaltung. Bert Odenthal arbeitet für Unternehmen und NGOs, aber auch für Künstler:innen, Museen und Galerien. Wir sprachen mit ihm über Projekte, die Spaß machen, über Co-Creation und wertvolle Veranstaltungen.
Bert, seit 2022 arbeitest du als Grafiker für BAUM – und du hast weitere Kund:innen aus dem Nachhaltigkeitsbereich. Wie setzt du Nachhaltigkeitsprinzipien in deiner Arbeit um?
Viele denken bei Grafik-Design zuerst an Recyclingpapier – ein guter Anfang. Mit Druckerei Lokay, die auch BAUM-Mitglied ist, habe ich schon vor Jahren daran gearbeitet, hochwertige Druckerzeugnisse auf Recyclingpapier möglich zu machen. Inzwischen achten wir in vielen weiteren Punkten auf einen reduzierten Fußabdruck.
Noch spannender ist für mich der „Handabdruck“: die Zusammenarbeit mit Auftraggeber:innen. Wenn wir früh inhaltlich einsteigen, entstehen Projekte, die echte Transformation unterstützen. Damit sind wir nah am BAUM-Motto „Zukunftsbilder“: Starke Bilder können inspirieren, motivieren und strategisch wirken. Ich bin überzeugt: Zukünfte entwickeln wir am besten gemeinsam. Deshalb beschäftigen wir uns intensiv mit Co-Creation – was sie braucht, warum sie wirkt und welches Potenzial darin steckt. Richtig beflügelnd ist es, für Menschen zu arbeiten, die selbst Transformation wollen – dann wird jedes Projekt zu einer gemeinsamen Bewegung.
Welche Aufträge machen dir am meisten Spaß?
Solche, wo ich eingeladen werde, frühzeitig mitzudenken und wo Projekte noch wirklich offen sind. Ein Beispiel ist das Projekt „Der Nachhaltige Warenkorb“ des Nachhaltigkeitsrates (damals unter Yvonne Zwick). Wir arbeiteten eng und kreativ zusammen, entwickelten Ideen weiter und gestalteten den Übergang vom Printprodukt ins Internet. Uns ging es nie nur um Information über Nachhaltigkeitslabels, sondern darum, Menschen zum Handeln zu bewegen. Und bei BAUM-Projekten denke ich als erstes an die Gestaltungen der Jahrestagungen. Da ist es eine schöne Herausforderung, nicht in Routine zu fallen, sondern jedes Jahr neue Keyvisuals zu entwickeln.
Was sind aktuell im Design-Bereich wichtige Themen, mit denen sich Unternehmen befassen sollten?
Design wird noch oft unterschätzt – als „Hübschmachen“ oder reine Verkaufsförderung. Diese Zeiten sollten vorbei sein. Denn Design hat leider auch dazu beigetragen, dass wir heute planetare Kipppunkte erreichen. Umso wichtiger ist es jetzt, Design als Hebel zu nutzen: Zukunftsbilder entwickeln, neue Warenströme und Lebensmodelle entwerfen – sozial nachhaltig und zirkulär. Perfektion ist dabei nicht nötig, aber Mut und Begeisterung. Ein wichtiger Schlüssel dazu ist Co-Creation. Auf praktischer Ebene sind Inklusion und Barrierefreiheit zentrale Themen. Mein persönliches Anliegen sind resiliente Corporate Designs – dazu plane ich einen Blogbeitrag.
Warum ist dir Co-Creation so wichtig?
Weil in dieser schnelllebigen Zeit eine multiperspektivische Entwicklung klar im Vorteil ist. Organisationen und Unternehmen sollten noch stärker auf die Kräfte der Co-Creation setzen. Design Thinking ist dabei nur eine von vielen Methoden. Ich arbeite zum Beispiel viel mit Bildern – sie knüpfen in unserem Gehirn direkter an Erfahrungen und Visionen an als Texte. Dadurch aktivieren sie uns stärker zur Mitarbeit, erzeugen Energie und schaffen einen Flow, in dem Zusammenarbeit automatisch lebendiger wird.
Du bist mit deinem Unternehmen odenthal design auch BAUM-Mitglied. Was schätzt du an unserem Verband?
Nach vielen Projekten für NGOs und Politik möchte ich künftig stärker mit Unternehmen arbeiten. Dafür ist BAUM für mich eine wertvolle Kontaktbörse und Plattform für gemeinsames Lernen. Dass mit neuem Schwung auch Herausforderungen einhergehen, sehe ich positiv.
Über deine Tätigkeit als Grafiker hinaus engagierst du dich für weitere Themen, z.B. bei „Der Kongress tanzt“. Was macht ihr da und warum ist dir das wichtig?
„Der Kongress tanzt“ ist ein Netzwerk für lebendige Veranstaltungen. Hier treffen sich Moderator:innen, Veranstalter:innen und Gestalter:innen. Gemeinsam haben wir ein Manifest für sinnvolle Events erarbeitet, und wir treffen uns zweimal im Jahr, um voneinander zu lernen, Erfahrungen auszutauschen und neue Formate zu erproben. Dieses Wissen bringe ich z.B. in die Initiative Nachhaltige Veranstaltungswirtschaft (INV) bei BAUM ein. Kongresse, Workshops und Events sind für mich Orte, an denen neue Impulse entstehen, wo wir uns inspirieren lassen und Mut gewinnen, neue Wege zu gehen – gemeinsam.