EVA GOUWENS – FAIRPHONE
Eva Gouwens, Jahrgang 1975, ist CEO von Fairphone, einem Unternehmen mit Sitz in Amsterdam, das sich der nachhaltigeren Produktion von Smartphones verschrieben hat.
Die Betriebswirtin war im Management großer Unternehmen der Lebensmittelbranche tätig, bevor sie 2012 die Leitung von Tony’s Chocolonely übernahm, einem Sozialunternehmen, das sich gegen Ausbeutung und Kinderarbeit in der Kakaolieferkette einsetzt. 2017 wechselte sie zu Fairphone.
Ihr Anliegen, Wirtschaft als Hebel für nachhaltige Entwicklung einzusetzen, beschreibt sie so: "Als 'First Lady of Chocolate' bei Tony's Chocolonely habe ich zum ersten Mal direkt erlebt, was ein missionsorientiertes Unternehmen erreichen kann, wie lohnend es ist, die gesamte Lieferkette zu überwachen, aufrichtig zu handeln und sich um die Menschen zu kümmern, die in der Lieferkette arbeiten, und welchen Einfluss man haben kann. Bei Fairphone ist unser Fokus noch breiter angelegt, sowohl auf die Menschen als auch auf den Planeten, was mir noch mehr zusagt."
Unter der Leitung von Eva Gouwens ist Fairphone in den vergangenen Jahren stark gewachsen und heute ein stabiles Unternehmen. Ihr und ihrem Team ist es gelungen zu zeigen, dass es möglich ist, ethischere Entscheidungen in Bezug auf die Lieferkette zu treffen und zugleich wirtschaftlich erfolgreich zu sein.
Fairphone hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2023 70 Prozent der 14 für die Produktion von Mobiltelefonen benötigten Materialien – Gold, Wolfram, Zinn, Kunststoffe, seltene Erden, Aluminium, Lithium, Kobalt, Nickel, Zink, Magnesium, Indium, Silber, Kupfer – fair oder aus Recycling zu beziehen. Beim neuen Fairphone 4 konnte der Anteil von Fairtrade-Gold erhöht werden; die Rückenabdeckung besteht vollständig aus recyceltem Kunststoff. Aluminium, eines seiner neuen Schwerpunktmaterialien, bezieht das Unternehmen von einem nach dem ASI Performance Standard zertifizierten Lieferanten; bei der Beschaffung von Lithium haben IRMA-zertifizierte Minen Vorrang. Seltene Erden für Lautsprecher und Magnete sowie das Zinn in der Lötpaste stammen aus Recycling. Fairen Wolfram bezieht Fairphone von einem langjährigen Partner in Ruanda.
Ein weiteres Ziel ist Langlebigkeit. So wird das Fairphone 4 mit einer 5-Jahres-Garantie ausgeliefert, um Menschen zu motivieren, ihr Mobiltelefon länger zu nutzen. Darin liegt Potenzial für den Klimaschutz: Wenn es gelänge, die durchschnittliche Lebensdauer eines Smartphones von 2-3 Jahren auf 5 Jahre zu verlängern, ließen sich bis zu 28 Prozent der CO2-Emissionen einsparen, bei einer Verlängerung auf 7 Jahre sogar um 42 Prozent.
Fairphones sind modular aufgebaut und daher in hohem Maße reparierbar. Das neue Fairphone 4 erzielte einen iFixit-Score von 10/10, einen französischen Repairability Index von 9,3 und mit 85/100 eine der höchsten Öko-Bewertungen bei der Deutschen Telekom. Ergänzt wird die reparierbare, nachrüstbare und recycelbare Hardware durch eine lange Softwareunterstützung.
Für jedes verkaufte Fairphone 4 nimmt das Unternehmen ein altes Gerät oder eine entsprechende Menge Elektroschrott zurück. In Europa zahlt Fairphone für den Elektroschrott, der u. a. über das unternehmenseigene Wiederverwendungs- und Recyclingprogramm gesammelt wird, Gebühren nach der EU-WEEE-Richtlinie. Darüber hinaus unterstützt das Unternehmen die Sammlung von Elektroschrott und das verantwortungsvolle Recycling von Handys aus Afrika durch Kompensationen über seinen Partner Closing the Loop.
Das von Eva Gouwens geleitete Unternehmen ist im Lenkungsausschusses der Fair Cobalt Alliance und der Responsible Minerals Initiative vertreten und gehört u. a. dem Clean Electronics Production Network und der Responsible Lithium Partnership an.
Eva Gouwens zeigt mit Fairphone, dass es möglich ist, langlebige Elektrogeräte fair zu produzieren und dabei ökologische und soziale Aspekte gleichermaßen zu berücksichtigen. Mit ihrem Team leistet sie Pionierarbeit für skalierbare Branchenlösungen und setzt auf Kooperation. In Anerkennung ihres Engagements erhält Eva Gouwens den B.A.U.M. | Umwelt- und Nachhaltigkeitspreis 2022 in der Kategorie "Digitalisierung".
Die Angaben zur Organisation beziehen sich jeweils auf den Zeitpunkt der Preisverleihung.