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IM GEDENKEN AN PROF. DR. KLAUS TÖPFER, EINEN PIONIER DES UMWELTSCHUTZES

Das B.A.U.M.-Netzwerk trauert um einen wahren Visionär und Wegbereiter der Nachhaltigkeit, Prof. Dr. Klaus Töpfer, der am 8.6.2024 verstorben ist. Er war Deutschlands zweiter Umweltminister – aber der erste, der das Amt stark prägte. Er kämpfte Jahrzehnte national und international unermüdlich in vielen Funktionen für unseren Planeten, seine Natur und seine Bewohner:innen. Sein Einsatz und seine Visionen haben die Umweltpolitik in Deutschland und darüber hinaus maßgeblich geprägt und werden weiterhin als Inspiration für zukünftige Generationen dienen.

©B.A.U.M./Thomas KohringMit Klaus Töpfer, B.A.U.M.-Preisträger des Jahres 2008, verband uns eine lange Freundschaft mit vielen Begegnungen. Wir werden ihn sehr vermissen und sein Andenken in Ehren halten. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie.

Nachhaltigkeit in der deutschen Politik weit vorangetrieben

Professor Töpfer hat in seiner langjährigen Tätigkeit als Bundesminister und Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) aktiv und sehr erfolgreich die globale Umweltpolitik mitgeformt. Deshalb sollten wir uns noch einmal seiner Stationen und Aktivitäten und Wirkungen bewusst werden.

So hat er in seinen Tätigkeiten als Umwelt- und als Bauminister das Thema Nachhaltigkeit in der deutschen Politik weit vorangetrieben. Zum Beispiel ist die Idee der Kreislaufwirtschaft, ganz nebenbei einer der größten Exportschlager Deutschlands, auf Professor Töpfers Abfallgesetze der 90er Jahre zurückzuführen. Ebenso ist dank des Baugesetzbuches, welches Professor Töpfer vor seinem Abschied zur Vereinten Nation 1998 auf den Weg brachte, die Förderung Erneuerbarer Energien, insbesondere des Solaren Städtebaus, heute Bestandteil kommunaler Baupflichten.

In besonderer Erinnerung bleiben sicherlich das Rheinschwimmen 1988, als er als Bundesumweltminister in einem Neoprenanzug in den Rhein sprang, um zu demonstrieren, dass der Fluss nach Chemieunfällen und massivem Fischsterben wieder sauber genug zum Schwimmen war. Auch der frühzeitige Einsatz für Kernenergieausstieg: Schon 1988 forderte Professor Töpfer eine Zukunft ohne Kernenergie und setzte sich für die Reduzierung fossiler Energien ein.

Mit der Schaffung einer Umweltunion im vereinten Deutschland hat sich Professor Töpfer bei der Wiedervereinigung nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Menschen durch die Rettung großer Naturschutzgebiete und die Schließung von Kraftwerken großen Verdienst erworben.

Umweltminister der Welt

Als ranghöchster Deutscher bei den Vereinten Nationen machte sich Professor Töpfer jahrelang auf internationaler Ebene für nachhaltige Entwicklung und die hohe Bedeutung weltweiten Umweltschutzes stark. Bereits 1992 hatte Professor Töpfer als Bundesumweltminister und Vertreter der Bundesregierung zum Erfolg der UN-Konferenz in Rio de Janeiro, auf welcher wesentliche Meilensteine für eine neue Zusammenarbeit zwischen Staaten unterschiedlichsten Entwicklungsstandes gelegt wurden, beigetragen.

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) hat als erstes Organ der UN seinen Hauptsitz in einem Entwicklungsland, in der Hauptstadt Kenias, Nairobi. Von dort aus wirkt es als Anwalt, Vermittler und Lehrer für einen schonenden Umgang mit der Umwelt sowie für nachhaltige Entwicklung. In seiner Funktion als UNEP-Exekutivdirektor war Professor Töpfer quasi Umweltminister der Welt. Er hatte sich dort u.a. die weltweite Erschließung Erneuerbarer Energien zum Ziel gemacht. Bezeichnend für Professor Töpfer war hierbei sein Einsatz in Ländern der Dritten Welt, denn er verband globale Umweltpolitik immer auch mit Fragen zur Überwindung von Armut.

Auf Grundlage des 1998 vorgelegten Reformberichts ("Töpfer-Bericht") konzentriert sich das Arbeitsprogramm des UNEP auf die fünf Bereiche Trinkwasser, Umweltinformationen (Einschätzung und Forschung), Unternehmens- und Technologietransfer, Unterstützung für Afrika und Nachhaltige Entwicklung der Verstädterungsprozesse.

Professor Töpfer gilt ebenso als Wegbereiter der Verhandlungen für die Klimakonventionen der UN (United Nations Framework Convention on Climate Change) und der Einrichtung der "globalen Umweltfazilität" (Global Environment Facility, GEF), ein internationaler Mechanismus zur Finanzierung von Umweltschutzprojekten in Ländern des globalen Südens. Sie wurde 1991 gegründet und hat (Stand 2024) 186 Mitgliedsstaaten.

Anwalt der Länder des globalen Südens

Globale Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur globale Umweltpolitik, sondern auch Bekämpfung weltweiter Armut. Unter diesen Aspekten startete Professor Töpfer als "Anwalt" der Länder des globalen Südens verschiedenste Projekte, bei denen er vehement für die Interessen der sog. Entwicklungsländer kämpfte, welche besonders empfindlich gegenüber Klimaveränderungen sind, diese aber nur zu kleinen Teilen verursacht haben. Professor Töpfer hat in den 70er Jahren im Rahmen von Entwicklungsprojekten in verschiedenen Regionen der Welt selbst kennen lernen können, mit welchen Schwierigkeiten Länder des globalen Südens bei der Umsetzung von Umweltschutzzielen zu kämpfen haben.

2006 nahm Professor Töpfer einen Lehrstuhl für Nachhaltige Entwicklung an der Tongji-Universität in Shanghai an, um auch in dem aufstrebenden China seine Themen einzubringen. Dort erörtert er nachhaltige Ideen zu Themen wie Kreislaufwirtschaft oder Luftbelastung in Städten und gab seine Erfahrungen weiter, wie man effektiv mit Ressourcen eines Landes umgehen kann.

Professor Töpfer hatte den Vorsitz der Ethikkommission für eine sichere Energieversorgung der Bundesregierung inne. Zudem war er Gründungsdirektor des Forschungszentrums für Nachhaltigkeit IASS in Potsdam.

Für sein großes Engagement in Sachen Umwelt und Menschlichkeit, Armutsbekämpfung hat Professor Töpfer zahlreiche Auszeichnungen erhalten, denn, davon war er überzeugt, "nachhaltige Entwicklung ist nicht nur karitativ und unsere ethische Verpflichtung, sondern eine Investition in eine friedliche Welt". 2008 erhielt Klaus Töpfer den Internationalen B.A.U.M.-Sonderpreis für sein langjähriges, überragendes, nationales und internationales Engagement für eine Nachhaltige Entwicklung in der Gesellschaft.

 





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