GOTHAER KMU-STUDIE 2024: DIE RELEVANZ VON NACHHALTIGKEIT BLEIBT UNGEBROCHEN
Für 24 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ist Nachhaltigkeit aktuell ein sehr relevantes Thema, für 53 Prozent ist die Relevanz moderat. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen KMU-Studie des BAUM-Mitglieds Gothaer, in deren Rahmen im Januar 2024 rund 1.000 Mittelständler in Deutschland befragt wurden.
Beim Blick in die Zukunft sind sich die Mittelständler
sicher: das Thema Nachhaltigkeit wird weiter an Bedeutung gewinnen. Fast jedes
dritte Unternehmen (31 Prozent) sieht in diesem Thema eine hohe Relevanz in den
nächsten fünf Jahren. 46 Prozent schätzen die Relevanz als moderat ein, während
nur 14 Prozent glauben, dass Nachhaltigkeit für ihre Unternehmen eine geringe
Rolle spielen wird. "Das Thema ist längst im Bewusstsein von Politik,
Gesellschaft und Wirtschaft angekommen. Besonders die Wirtschaft steht in der
Verantwortung, entscheidende Hebel in Bewegung zu setzen, um die nachhaltige
Transformation vorantreiben", so Oliver Schoeller, Co-CEO der
BarmeniaGothaer.
Die eigene Überzeugung (34 Prozent) spielt die entscheidende
Rolle bei der Implementierung von Nachhaltigkeit im eigenen Betrieb – im
Vergleich zum Vorjahr ist jedoch ein deutlicher Rückgang um sieben
Prozentpunkte (2023: 41 Prozent) zu verzeichnen. Der Wunsch nach einem besseren
Unternehmensimage ist für ein Viertel aller befragten Unternehmen
ausschlaggebender Grund, das Thema Nachhaltigkeit voranzutreiben. Gleichauf
liegt der Wunsch nach Kostenersparnis durch nachhaltige Aktivitäten (25
Prozent). Eine leichte Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren zeichnet sich
bei den Anforderungen durch Regulatorik und Politik ab: Jedes fünfte
Unternehmen sieht die Regulatorik als Treiber und implementiert deshalb
Nachhaltigkeit im Unternehmen (2023: 18 Prozent, 2022: 16 Prozent).
Die Studienergebnisse zeigen auch: Je kleiner das
Unternehmen, desto eher ist die eigene Überzeugung der ausschlaggebende Grund
für die nachhaltige Transformation (1-10 Mitarbeitende: 52 Prozent; 11-20
Mitarbeitende: 33 Prozent; 21-200 Mitarbeitende: 27 Prozent; 201-500
Mitarbeitende: 24 Prozent). "Bisher steht es KMU relativ frei, ob und in
welchem Umfang sie nachhaltige Prozesse implementieren. Diese Freiwilligkeit
wird für KMU in Zukunft jedoch zunehmend eingeschränkt. Regulatorische
Vorgaben, wie die der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der
Europäischen Union oder das Lieferkettengesetz, führen dazu, dass auch KMU ihre
Nachhaltigkeitsaktivitäten früher oder später dokumentieren müssen", so
Svetlana Thaller-Honold, Leiterin des Nachhaltigkeitsmanagements der
BarmeniaGothaer.
Ab 2026 betrifft die CSRD nicht nur alle großen Unternehmen,
sondern auch alle kapitalmarktorientierten kleinen und mittleren Unternehmen.
Zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet sind damit zukünftig auch
viele mittelständische Unternehmen, die zuvor nicht betroffen waren. "Da
der Aufbau von Reportingsystemen mit großem Aufwand verbunden ist, ist es
wichtig, dass sich die Mittelständler mit den Berichtstandards frühzeitig
auseinandersetzen", so Thaller-Honold.
"Auch wenn KMU noch etwas Zeit für die Umsetzung der
CSR-Richtlinie haben, können sie dennoch schon heute indirekt betroffen sein,
da die großen Unternehmen auch über ihre Wertschöpfungskette berichten müssen
und dafür die Daten ihrer Zulieferer benötigen", erklärt Thaller-Honold. "Durch
das Lieferkettengesetz, das Unternehmen verpflichtet, in ihren globalen
Lieferketten Menschenrechte und Umweltstandards einzuhalten und
sicherzustellen, werden auch mittelbare und unmittelbare Zulieferer dazu verpflichtet,
diese Nachhaltigkeitsanforderungen ihrer Kunden zu erfüllen und zu
dokumentieren", führt Thaller-Honold aus.
Bei der Maßnahmenumsetzung setzt jedes zweite Unternehmen
(53 Prozent) auf eine ressourcensparende Energieversorgung. An zweiter Stelle
steht mit 41 Prozent der nachhaltige Einkauf von Waren und Dienstleistungen, am
dritthäufigsten (34 Prozent) wird der Fuhrpark umgerüstet. In diesem Jahr wurde
zum ersten Mal seit Beginn der Studienreihe der Aspekt der Effizienzsteigerung
abgefragt, welcher mit 28 Prozent gleich auf Platz vier landet.
Dass Unternehmen ihre Geschäftspraktiken nachhaltig ausrichten
sollten, ist bereits bei vielen KMU angekommen. Dennoch stehen Unternehmen vor
zahlreichen Herausforderungen, die ihre nachhaltige Transformation behindern.
An erster Stelle nennen die Unternehmen mit 45 Prozent die fehlenden
finanziellen Ressourcen. Mehr als einem Drittel aller befragten Unternehmen (37
Prozent) fehlt es an der notwendigen Zeit, um das Thema Nachhaltigkeit
umzusetzen. Auf Platz drei befindet sich mit 33 Prozent der Aspekt, dass KMU
keine klaren Vorstellungen darüber haben, in welcher Form sie betroffen sind. "Die
nachhaltige Transformation fordert oftmals Investitionen. Unternehmen müssen in
Vorleistung gehen, um langfristig von nachhaltigen Maßnahmen wie
Energieeinsparungen zu profitieren. Förderprogramme des Bundes und der Länder
können die finanziellen Herausforderungen etwas abfedern, aber der
Förderdschungel wirkt zunächst einmal auf viele abschreckend, obwohl es sich am
Ende oft rentiert, sich hier durchzukämpfen", sagt Thaller-Honold.
Auch wenn die Relevanz von Nachhaltigkeit im Mittelstand
angekommen ist, zeigt sich in der Realität ein anderes Bild. Seit 2022 bleibt
die Zahl der KMU, die ihren CO2-Ausstoß bereits ermittelt haben,
nahezu konstant bei 14 Prozent (2023: 16 Prozent, 2022: 16 Prozent). Somit
kennen 86 Prozent der Unternehmen ihren CO2-Ausstoß nicht. Nur 6
Prozent der KMU unternehmen erste Schritte, um ihren CO2-Ausstoß zu
senken, 35 Prozent planen, das zu tun.
Bei der zehnten Durchführung der KMU-Studienreihe der
Gothaer wurden im Januar 2024 1022 Personen aus kleinen und mittelständischen
Unternehmen zu aktuellen Themen und Trends rund um den Mittelstand befragt. Die
Studie wurde im Rahmen einer Online-Befragung von dem Marktforschungsinstitut
HEUTE UND MORGEN GmbH im Auftrag der Gothaer durchgeführt. Teilgenommen haben
Personen, die in ihrem Unternehmen für das Thema Versicherungen (mit-)
verantwortlich sind.
NACHRICHTEN UNSERER MITGLIEDER