Interview mit Dr. Oliver Wolfrum, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Wellpappe (VDW) und Generalbevollmächtigtem des Forum Ökologisch Verpacken (FÖV), über die Imagewirkung von Verpackungen, klimaschonende Innovationen und Mythen über Mehrwegverpackungen.
Was motiviert Sie persönlich, sich so intensiv mit ökologischer Verpackung zu beschäftigen?
Mit der Gründung des Forum Ökologisch Verpacken (FÖV) vor dreizehn Jahren haben Hersteller von Wellpappenverpackungen einen Dialogprozess für die Stärkung der Kreislaufwirtschaft in Gang gesetzt. Das ist mir ein großes Anliegen. Denn Fortschritte beim ökologischen Verpacken sind nicht Sache einzelner Akteure, sondern nur in einer gemeinsamen Anstrengung von Unternehmen, Politik und Verbrauchern zu erzielen.
Wie sieht Ihrer Meinung nach die Verpackungslandschaft 2030 aus – und welche Rolle spielt die Gesetzgebung dabei?
Ich bin davon überzeugt: Bis 2030 lassen sich deutliche Fortschritte hin zum zirkulären Wirtschaften erzielen. Auf diesem Weg braucht es tragfähige politische Entscheidungen auf Basis verlässlicher und offen zugänglicher Information über Umwelteinflüsse und Kreislaufwirtschaft. Sie sollten effizient, evidenzbasiert und mit wenig Bürokratie verbunden sein. Diese Positionen teilen wir gemeinsam mit Experten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft, wie ein Workshop des FÖV im Frühjahr gezeigt hat.
Welche Fehler oder Irrtümer begegnen Ihnen, wenn Unternehmen Nachhaltigkeit bei Verpackungen umsetzen wollen?
Der vielleicht hartnäckigste Mythos ist die Annahme, Mehrwegverpackungen seien grundsätzlich ökologisch vorteilhaft. Dass die mehrfache Befüllung einer Verpackung nur unter bestimmten Voraussetzungen Umweltvorteile erzielen kann, ist vielfach wissenschaftlich nachgewiesen. So ist für den Fall der Transportverpackungen aus Wellpappe anhand verschiedener Szenarien belegt, dass diese Verpackungen unter dem Aspekt Treibhausgasemissionen überwiegend besser abschneiden als entsprechende Mehrweglösungen.
Inwiefern kann nachhaltiges Verpacken ein Wettbewerbsvorteil sein?
Verpackungen haben Imagewirkung. Das sieht jeder beim Gang durch die Regale des Supermarkts. Viele Konsumgüterhersteller informieren daher ihre Kunden über die Umwelteigenschaften ihrer Verpackungen. Die Ziele, Verpackung zu reduzieren oder die Recyclingfähigkeit zu erhöhen, stehen dabei im Vordergrund. Auch die Substitution von Kunststoff durch Kreislaufmaterialen wie Papier, Pappe oder Wellpappe tragen zu einem ökologisch verantwortungsbewussten Unternehmensimage bei.
Welche Innovationen oder Forschungsergebnisse zum Thema Wellpappe sind besonders vielversprechend im Sinne von Nachhaltigkeit?
Innovationen sind für die Entwickler von Wellpappenverpackungen Teil ihrer täglichen Arbeit. So lässt sich beispielsweise durch neue konstruktive Lösungen der Materialeinsatz reduzieren, ohne dabei Abstriche an der Schutzwirkung machen zu müssen. Große Fortschritte erzielen die Hersteller beim Klimaschutz. So konnte in der europäischen Wellpappenindustrie der CO₂-Fußabdruck einer durchschnittlichen Wellpappenverpackung bereits von 531 CO₂e/t im Jahr 2018 auf 491 CO₂e/t im Jahr 2022 gesenkt werden.
Wollen Sie mehr zum Thema Verpackung erfahren, auch im Kontext der neuen EU-Verpackungsverordnung (PPWR) und des Circular Economy Action Plan (CEAP)? Dann empfehlen wir den Praxistalk am 22. Oktober.