PROF. DR.-ING. HABIL. JÖRN BIRKMANN – UNIVERSITÄT STUTTGART
Kategorie: Wissenschaft
Prof. Dr.-Ing. habil. Jörn Birkmann, Jahrgang 1972, ist Professor für Raumentwicklung und Umweltplanung an der Universität Stuttgart und leitet dort das Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung (IREUS).
Jörn Birkmann studierte Raumplanung an der Technischen Universität Dortmund. Von 1999 bis 2004 war er dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent an der Fakultät für Raumplanung tätig; 2003 wurde er zum Dr.-Ing. promoviert. Von 2004 bis 2014 arbeitete Jörn Birkmann am Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen (UNU-EHS) in Bonn und leitete ab 2007 die Sektion "Vulnerabilitäts-Assessment, Risikomanagement und adaptive Planung". 2009 habilitierte er sich an der Universität Bonn für das Fach Geographie; ab 2010 war er dort Privatdozent. Seine Funktion als Institutsleiter in Stuttgart hat er seit 2014 inne.
Im Zentrum von Jörn Birkmanns Forschung stehen planerische Strategien zur Anpassung an den Klimawandel und zum Klimaschutz sowie die Analyse von Verwundbarkeit und Risiken im Bereich Raum- und Stadtentwicklung. Durch seine Forschung ermittelt er, welche Faktoren zu komplexen Krisen und Katastrophen führen, und gibt Handlungsempfehlungen zur Verringerung von Risiken und zur Stärkung von Resilienz. Dies ermöglicht Politik und Verwaltung, eine Priorisierung von Räumen und Strategien informationsbasiert vorzunehmen. Die Empfehlungen des Wissenschaftlers, die sowohl physische Aspekte (z.B. thermische Belastung in Städten) als auch gesellschaftliche Fragen (Verwundbarkeit unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen, sensible und kritische Infrastrukturen etc.) aufgreifen, haben konkrete Auswirkung z.B. auf die Wiederaufbauförderung im Ahrtal und finden Eingang in die Gesetzgebung. In dieser Hinsicht zielt Jörn Birkmanns Forschung einerseits auf die Verbesserung des Verständnisses grundlegender Wechselwirkungen zwischen z.B. Stadtentwicklung und Klima, andererseits geht es ihm um konkrete Veränderungen in der Praxis und die Weiterentwicklung von Instrumenten in der Raum- und Umweltplanung (z.B. digitale Tools zur Klimaanpassung). Dabei spielt auch die Verbesserung von administrativen Rahmenbedingungen und Finanzierungsinstrumenten (z.B. Wiederaufbauförderung) eine wichtige Rolle zur Stärkung von Nachhaltigkeit und Resilienz.
Jörn Birkmann ist überzeugt: "Neue Perspektiven auf Krisen und die Treiber von Risiken im Kontext von Extremereignissen ermöglichen die Stärkung von Resilienz und Nachhaltigkeitstransformationen der Gesellschaft und Wirtschaft. Die Diskussion über den Schutz kritischer und sensibler Infrastrukturen sowie Ziele der Klimaanpassung sind dabei zentrale Ansatzpunkte für Transformationsprozesse in Richtung Nachhaltigkeit; dazu gehört auch die Veränderung von Planungsprozessen selbst und die Hinterfragung bisheriger Planungsgrundlagen."
Derzeit leitet Jörn Birkmann ein Projekt zur Entwicklung eines Raum-Monitorings im Rahmen der Neuaufstellung des Landesentwicklungsplans für Baden-Württemberg sowie das Projekt KAHR des Bundesforschungsministeriums zur wissenschaftlichen Begleitung der Wiederaufbauprozesse nach der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Zudem ist er an dem Projekt Urban-Act der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) beteiligt, das Strategien und Modelle für integrierte städtische Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen für Städte in Asien entwickelt. Im Projekt LIRLAP II des Bundesforschungsministeriums untersucht er mit seinem Team neue Ansätze zur Verknüpfung von Katastrophenrisikomanagement und Flächennutzungsplanung am Beispiel informeller Siedlungen auf den Philippinen.
Von Jörn Birkmann entwickelte Konzepte und Indikatoren für die Analyse und Bewertung von Vulnerabilitäten und Klimaresilienz finden Eingang in internationale Leitlinien z.B. zum Küstenzonenmanagement, in Planungsstrategien und -instrumente. Er zeigt mit seiner Arbeit, wie wissenschaftliche Erkenntnisse und Empfehlungen zu einem Perspektivwechsel beitragen und konkrete Veränderungen bewirken können.
Wichtige Forschungsergebnisse von Jörn Birkmann wurden von nationalen und internationalen Medien aufgegriffen, darunter New York Times, The Guardian, Independent, Tagesspiegel, BBC, ZDF, SWR. Der Synergy Grant "urbisphere" des Europäischen Forschungsrats (2020–2026), dessen Ko-Leiter Jörn Birkmann ist, zeigt die Exzellenz seiner Forschung und unterstreicht den herausragenden Synergieeffekt der wissenschaftlichen Zusammenarbeit von sehr unterschiedlichen Disziplinen.
Jörn Birkmann war und ist Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Beiräte und Arbeitsgruppen. Aktuell gehört er dem Beirat für Raumentwicklung des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen an und ist Ordentliches Mitglied der Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft. Außerdem ist er Mitglied des Stuttgarter Klima-Innovationsrats und wirkte als Leitautor an den IPCC-Sachstandsberichten 5 und 6 mit. Er ist Ko-Editor des "Journal of Extreme Events" und Mitglied des Redaktionsausschusses des "International Journal of Disaster Risk Reduction".
Prof. Dr.-Ing. habil. Jörn Birkmann erforscht neue Konzepte für eine nachhaltige und klimaresiliente Entwicklung und Planung von Städten und Regionen und wirkt mit seiner Forschung in Politik und Planungspraxis. Dabei nimmt er insbesondere verwundbare Bevölkerungsgruppen sowie sensible und kritische Infrastrukturen in den Blick. Für sein Engagement erhält er den B.A.U.M. | Umwelt- und Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie "Wissenschaft".
Die Angaben zur Organisation beziehen sich jeweils auf den Zeitpunkt der Preisverleihung.