KREISLAUFFÄHIGES MAUERWERK WIRD MASSENTAUGLICH
Zum ersten Mal erteilt das Deutsche Institut für Bautechnik DIBt der Girnghuber GmbH die allgemeine Bauartgenehmigung für tragendes Lehmsteinmauerwerk im Dünnbettverfahren. Zugleich wird dem GIMA-Lehmhochlochziegel die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung gemäß DIN 18945 erteilt. Der Lehmziegel wird somit in Verbindung mit dem Lehm-Dünnbettmörtel von BAUM-Mitglied ClayTec gemäß DIN 18940 für sämtliche Gebäude der Gebäudeklasse 4 uneingeschränkt nutzbar und kann ebenso effizient verarbeitet werden wie herkömmliche Plansteine.
"Mit dem GIMA Lehmhochlochziegel haben wir einen massentauglichen, industriell herstellbaren und somit bezahlbaren Baustoff entwickelt, der als reines Naturprodukt aus 100 Prozent Lehm zugleich höchsten Nachhaltigkeitsanforderungen entspricht", freut sich Simon Irlbeck, der als Leiter der GIMA-Bautechnik maßgeblich an der Entwicklung beteiligt war.
Bauen mit Lehm gilt als eine der ressourcenschonendsten und
energieeffizientesten Bauweisen. Mit der DIN 18940, die 2023 in Kraft trat,
wurde erstmals eine normierte Grundlage für tragendes Lehmsteinmauerwerk bis
vier Geschosse geschaffen. Bislang war allerdings nur das Mauern mit
kleinformatigen Lehmsteinen im zeitaufwendigen Dickbettmörtelverfahren
zugelassen.
Mit der jetzt erteilten allgemeinen Bauartgenehmigung an
GIMA ist das tragende Mauern mit großformatigen Lehmsteinen im
Dünnbettverfahren erstmals offiziell möglich. "Wir sparen dadurch mehr als
ein Drittel der kostenintensiven Arbeitszeit gegenüber dem Mauern mit
Lehmsteinen im Dickbettmörtelverfahren. Das macht Mauerwerk aus Lehm
wirtschaftlich konkurrenzfähig und beweist, dass Lehmbaustoffe heute als
praxisgerechte Industrieprodukte auf Augenhöhe mit konventionellen Materialien
stehen können", sagt Maximilian Breidenbach, Leiter des Geschäftsbereichs
Produktion & Unternehmensentwicklung bei ClayTec.
Lehm besteht aus Ton, Kies, Sand und Schluff und ist mit dem
geeigneten Anteil von Wasser als plastische Masse leicht zu verarbeiten. Als
Baustoff erfüllt Lehm höchste ökologische und baubiologische Anforderungen: Er
ist örtlich verfügbar, schont Ressourcen und kann zu 100 Prozent recycelt
werden. In der Herstellung benötigt Lehm wenig Energie, da er nicht gebrannt
werden muss.
Hinzu kommt, dass Lehm entscheidend das Raumklima
verbessert: Er sondert keine Schadstoffe ab und durch Aufnahme und Abgabe von
Wasserdampf reguliert er Luftfeuchtigkeit auf natürliche Weise. Zudem bietet
Lehm durch seine Masse gute Schalldämmung und wärmespeichernde Eigenschaften.
Bei der Formgebung der Lehmhochlochziegel orientiert sich GIMA an den üblichen Mauerziegel-Formaten, so dass zur Herstellung die bestehenden Produktionsstraßen der Mauerziegelproduktion genutzt werden. Nach der Formgebung trocknen Lehmziegel bei ca. 80°C in den Trockenkammern, der nachfolgende Brennprozess entfällt gänzlich. So kann der Energiebedarf fu?r alle Produktionsschritte durch den Strom der GIMA eigenen Photovoltaikanlagen sowie durch die anlageninterne Wärmeru?ckgewinnung gedeckt werden.
GIMA Lehmhochlochziegel erfüllen die Anforderungen der
Druckfestigkeitsklasse 5 und können sowohl für tragende als auch nichttragende
Wände verwendet werden. Dank herkömmlicher Mauerziegel-Formate können sie
effizient und schnell verarbeitet werden. Für nichttragende Innenwände stehen
die Lehmziegel LZ11 und LZ17 mit den Breiten 115 und 175 Millimeter zur
Verfügung. Für tragende Innenwände und Außenwände produziert GIMA Formate mit
Breiten von 240, 300 oder 365 Millimeter.
Der prämierte Lehm-Dünnbettmörtel ist eine Innovation aus dem Hause ClayTec und besteht aus Baulehm, anderen mineralischen Primärrohstoffen und Pflanzenfasern, die gemahlen und gemischt werden. Im Herstellungsprozess benötigt der Lehm-Dünnbettmörtel einen Bruchteil der Herstellungsenergie von zementhaltigen Mörteln. Dank seiner Löslichkeit lässt sich einmal verklebtes Mauerwerk rückstandslos wieder trennen. Das Produkt lässt sich verarbeiten wie jeder konventionelle Dünnbettmörtel: Die Trockenmasse wird mit Wasser angerührt und dann mit üblichen Dünnbett-Mörtelschlitten, -Mörtelrollen oder -Auftragswalzen in 2 Millimeter Stärke aufgetragen. Die Fugen härten allein durch Trocknung aus.
GIMA empfiehlt die Planung von Außenwänden als zweischalige
Wandkonstruktion. Der Lehmziegel kann so seine Vorteile fu?r das Raumklima
ausspielen und ist langfristig vor äußeren Umwelteinflu?ssen geschu?tzt. Eine
verbundfreie Wandmontage ermöglicht eine vollständige Rückbaubarkeit: Außen
schützt eine Vorhangfassade die Lehmziegel, die mit Lehm-Dünnbettmörtel
verklebt sind. Innen vervollständigt ein Lehmputz den zirkulären Wandaufbau,
sodass alle Materialien nach Ende der Gebäudelebenszeit sortenrein getrennt und
wiederverwertet werden können.
Auch für die Gesundheit von Verarbeitern hat der Lehmbau
Vorteile: "Für das ausführende Unternehmen ist die Arbeit mit
naturbelassenen Materialien wie Lehmziegel, Lehmkleber und Lehmputz gesünder
als die mit teilweise hochchemischen Baustoffen", sagt Daniel Neuer,
Bauunternehmer des Pilotprojektes GreenConceptLehm in Meißen, bei dem
GIMA-Lehmhochlochziegel verbaut wurden.
Lehmziegel lassen sich bei Verwendung von Lehmmörtel und
Lehmputz vollständig in den Rohstoffkreislauf zuru?ckfu?hren. Auch Bruch kann
jederzeit wieder vollständig verwertet werden. So können aus dem Material alter
Lehmwände neue Lehmziegel produziert werden, wodurch der Abbau weiterer
Rohstoffe vermieden werden kann. Ist eine Lehmgrube nicht mehr ergiebig oder
die Qualität des Lehms nicht mehr ausreichend, beginnt GIMA umgehend mit der
Renaturierung des Gebiets.
"Für den Lehmziegel spricht, dass es ein nachhaltiger
Baustoff ist, den man am Ende des Lebenszyklus in den eigentlichen Zustand
zurückführen kann. Sie wohnen gesund und das Klima wird natürlich geregelt. Es
lebt sich in einem Lehmhaus besser als in einem anderen", sagt Prof. Dr.
Wolfram Jäger, Initiator des Pilotprojektes GreenConceptLehm und ehemaliger
Professor für Tragwerksplanung an der TU Dresden.
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