PROF. DR. FRAUKE WIESE – EUROPA-UNIVERSITÄT FLENSBURG
Kategorie: Wissenschaft
Pressebild zum Download (© Christina Kloodt / EUF) | Porträt der Preisträgerin als PDF
Prof. Dr. Frauke Wiese, Jahrgang 1982, ist Juniorprofessorin
für die Transformation der Energiesysteme an der Europa-Universität Flensburg.
Frauke Wiese studierte an der Flensburger Universität Energie- und Umweltmanagement. Anschließend war die Diplom-Wirtschaftsingenieurin als Projektmanagerin bei der Deutschen Umwelthilfe tätig. Auf die Promotion an der Europa-Universität Flensburg folgten Post-Doc-Stellen ebenda sowie an der Technischen Universität im dänischen Lyngby. Seit 2020 hat Frauke Wiese in Flensburg die Leitung der interdisziplinären Nachwuchsforschungsgruppe Energiesuffizienz inne, die in Kooperation mit dem Wuppertal Institut und dem Öko-Institut organisiert und vom Bundes-forschungsministerium gefördert wird.
Forschungsgebiete von Frauke Wiese sind Suffizienz und Suffizienzpolitik, Energie-systemanalyse und Nachfragemodellierung. Unter Suffizienz versteht sie Strategien zur absoluten Reduktion von Konsum- und Produktionsniveaus durch soziale Innovationen und die Veränderung von sozialen Praktiken mit dem Ziel, die planetaren Grenzen einzuhalten und zugleich allen Menschen ein gutes Leben zu ermöglichen.
Frauke Wiese untersucht mit ihrem Team Möglichkeiten einer absoluten Reduktion von Energie- und Ressourcenverbrauch als kollektive Aufgabe. Die Wirkung von Suffizienz(politik) quantifiziert sie und übersetzt sie in die Sprache von Energiesystem-modellierung und Klimaneutralitätsszenarien. Dabei stellt sie Daten und Tools für andere Forschende und für die Zivilgesellschaft bereit, die die Potenziale verschiedener Maßnahmen zur Energie-, Emissions- oder Flächenreduktion einzuschätzen helfen. Exnovation, also das bewusste Aussteigen aus schädlichen Technologien, als wichtiger Teil von Strukturwandel ist dabei kein Tabu.
Ihre Forschung trägt dazu bei, die notwendigen politischen Rahmenbedingungen zu bestimmen, um den Energiebedarf insgesamt so zu reduzieren, dass wir in Deutschland und Europa ökologisch tragbar und sozial gerecht leben und wirtschaften können. Mit einer Suffizienzpolitik-Datenbank, die ca. 400 praxistaugliche Maßnahmen enthält, und in direkter Kommunikation mit Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung macht die von Frauke Wiese geleitete Forschungsgruppe konkrete Politikvorschläge.
"Auf dem Weg zu einem guten Leben für alle mit sozialem Fundament innerhalb der ökologischen Grenzen gibt es diverse Hindernisse, Störungen, systemische Zwänge, auch Rückschritte. Ich möchte mithelfen, diese Hindernisse durch Wissensgenerierung aus dem Weg zu räumen", beschreibt Frauke Wiese ihre Motivation. "Ich staune immer wieder, was Menschen alles können, was Großartiges herauskommen kann mit der Technik und all dem Wissen, solange der Sinn für's Maß und für die anderen Menschen nicht abhandenkommt."
Die Beharrlichkeit, mit der Frauke Wiese das Thema Suffizienz verfolgt, zahlt sich aus. So konnte sie das Thema Verbrauchsreduktion in die Klimaszenarien von ESYS ein-bringen, einer Initiative der deutschen Wissenschaftsakademien für eine nachhaltige, sichere und bezahlbare Energieversorgung. Insgesamt hat sie zu einem Umdenken beigetragen: Auch das Kopernikus-Projekt Ariadne, in dessen Fachbeirat Frauke Wiese ist, hat inzwischen Aspekte der Suffizienz und der Energieverbrauchsreduzierung in seine Szenarien aufgenommen. Im Herbst 2024 konnte Frauke Wiese gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen ihre Forschungsergebnisse zur Rolle von Suffizienz bei der Erreichung von CO2-Neutralität in Europa in der renommierten Fachzeitschrift "Nature Communications" vorstellen.
Frauke Wiese ist Ko-Autorin des Projektionsberichts zum Klimaschutzprogramm des Landes Schleswig-Holstein, das sich aktuell in der politischen und administrativen Umsetzung befindet. Sie ist zudem Mitglied der Steuerungsgruppe für die Stadtentwicklungsstrategie Flensburg 2030.
Im Flensburger Wirtschaftsingenieurstudiengang Sustainable Energy Transition lehrt Frauke Wiese zu Verbrauchsreduktion und gesellschaftlichen Dimensionen der Energiewende. Außerhalb der Universität wirkt sie durch Stellungnahmen, Vorträge, Diskussionsveranstaltungen, politische Gespräche oder Webinare. Sie publiziert nicht nur wissenschaftlich, sondern veröffentlicht auch allgemein verständliche Sachtexte.
Frauke Wiese gehört sie dem EDITS-Netzwerk (Energy Demand Changes Induced by Technological and Social Innovation) an und ist Mit-Initiatorin der Open Energy Modeling Initiative. Zudem engagiert sie sich bereits seit 2003 für den Bildungslogger Lovis, ein Seminar-, Netzwerk- und Aktionsschiff für gesellschaftspolitische Themen.
Die 2015 abgeschlossene Promotion von Frauke Wiese wurde mit einem Stipendium der Reiner Lemoine Stiftung gefördert. Für das Projekt Open Power System Data (OPSD), einer offenen Plattform für Energiedaten, erhielt sie gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen 2017 den Open Science Award Schleswig-Holstein und gehört zu den 100 Preisträgerinnen und Preisträgern im Wettbewerb "Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen" 2017.
Prof. Dr. Frauke Wiese untersucht die Wirkung von Suffizienz(politik) und übersetzt sie in Energiesystemmodellierung und Klimaneutralitätsszenarien. Ihre inter-disziplinäre Forschung findet ihren Niederschlag in konkreten Vorschlägen an die Politik zur Reduktion von Überkonsum. Damit rückt sie das auf den ersten Blick schwierige, aber vielversprechende und zukunftsträchtige Thema Suffizienz in den Fokus. Für ihr Engagement erhält sie den BAUM | Umwelt- und Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie "Wissenschaft".