MEHR NATURNAHE WÄLDER GEGEN ZUNEHMENDEN KLIMASTRESS – JETZT!
Bäume sind wunderbare Wesen!! Sie düngen den Boden, halten ihn fest, bieten Lebensräume für biologische Vielfalt, regulieren Wetter, Klima und speichern Kohlenstoff. Der "Tag des Baumes" war Anlass, an die Wälder zu denken, deren Zustand durch uns Menschen akut bedroht ist.
Das belegt z.B. die aktuelle Waldzustandserhebung für das Jahr 2019 in der festgestellt wird: 78% aller Bäume in deutschen Wäldern sind geschädigt – ihre Kronen schütter durch Blatt- und Nadelverluste. Kronenverlichtung bedeutet für den Baum verminderte Wasser- und Nährstoffversorgung, da gleichzeitig auch das Wurzelsystem geschädigt ist. Eine lichte Krone lässt mehr Licht auf den Waldboden, der schneller austrocknen und den Wasserstress für die Bäume weiter erhöhen kann - ein sich selbst verstärkender Kreislauf. Insektenbefall, Hitze, Trockenheit und Stürme haben dann leichteres Spiel den Wald weiter zu schädigen.78% ist der höchste Wert seit Beginn der Schadensdokumentation im Jahre 1984. Während in der 80er Jahren im Durchschnitt 58% der Bäume geschädigt waren, sind es nun 20% mehr. Klimawandel und Stickstoffeinträge, besonders aus der Tierproduktion der Landwirtschaft sind die Ursache. Eigentlich ein Grund für Besorgnis und entschiedenes Handeln. Aber nicht für die Bundesregierung. Eine europäische Nitratrichtlinie wurde bereits 1991 beschlossen, die schon längst hätte umgesetzt werden sollen. Deutschland hat immer wieder dagegen verstoßen. Stattdessen haben die Bundesministerinnen Schulze und Klöckner aktuell wegen der Coronakrise um Aufschub für die Umsetzung der Verordnung gebeten, die jetzt erst im Januar 2021 erfolgen soll.
Neben den Schadstoffeinträgen leiden unsere Wälder an einer seit Generationen auf schnellen Holzertrag ausgerichteten Forstwirtschaft. Die Folgen davon sind: Einschichtige Wälder mit nicht heimischen Baumarten, fehlende alte Bäume und Totholz, eine sich daraus ergebende geringe biologische Vielfalt und maschinelle Bodenverdichtungen. Diese hochrisikoreichen Forstökosysteme sind der Grund für den Kollaps dieser von Hitze, Borkenkäfer, Feuer und Dürre gebeutelten Wälder - nicht der Klimawandel. Hitze und Dürre haben besonders in den letzten 2 Jahren unseren labilen Wäldern den Rest gegeben. Es folgten großflächige Zusammenbrüche, besonders betroffen sind die Nadelholzplantagen. Auch dieses Jahr, mit dem sehr trockenen April, stehen die Zeichen für die Wälder schlecht.
Doch das weitere Herumdoktern an Symptomen wird die Wälder nicht retten. Wir brauchen kein Aufräumen der Wälder und kein Pflanzen von angeblich klimaresistenten Wunderbäumen. Wir benötigen dringend eine systemische Waldbehandlung, die die Widerstandsfähigkeit der Wälder auf allen Ebenen stärkt. Dafür brauchen wir mehr Naturnähe der Wälder – mehr Biomasse, mehr alte Bäume und mehr Totholz. Die Wälder werden dadurch dichter, erhöhen ihren Kühlungseffekt, ihren Wasserspeicher und ihren Kohlenstoffspeicher. Eine erhöhte Struktur- und Artenvielfalt liefert darüber hinaus eine Art Lebensversicherung für die Wälder – sie stabilisiert gegenüber Schädlingen und Klimaeinflüssen.
Widerstandsfähige Wälder, besonders in der Klimakrise, bekommt man mit weniger Aktionismus und mit mehr Ruhepausen für den Wald. Nutzen wir das Potential der Vorsicht und des vermehrten Unterlassens. Für den Schutz unserer Gesundheit in Coronazeiten schaffen wir das doch auch.
Kontakt:
Dipl.-Forstwirt Rainer Kant
B.A.U.M.e.V.
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