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DIE GROßE NACHHALTIGKEITS-ILLUSION (4/4)

"Auf Wiedersehen, ESG-LaLaLand, und herzlich willkommen zur neuen Welt der regenerativen und distributiven Wirtschaft!", schreibt Ralph Thurm, Gründer von A|HEAD|ahead, Mitgründer von r3.0 sowie geschäftsführender Direktor der OnCommons gGmbH. Der letzte Teil der Miniserie ist eher transformatorisch angelegt. Er beginnt auf der anderen Seite der Brücke und lädt Sie ein, hinüberzugehen.

Willkommen zu Teil 4 dieser Serie, die aufzeigt, wie die "Nahrungskette" der ESG-Performance-Informationen, das Blasenverhalten der Befürworter:innen und die mentale Denkweise steckengeblieben und zutiefst fehlerhaft sind. Wird sie nicht beachtet, führt das zu einer großen kognitiven Dissonanz in der ESG-Echokammer und in der Folge zu unwiderruflichem Schaden für die Nachhaltigkeit. Teil 1 beschrieb das Problem, Teil 2 vertiefte es. Teil 3 bot Möglichkeiten für jene sog. ESG-Expert:innen, die bereit sind Ratschläge anzunehmen, wie sie ihre Perspektive erweitern und den Korridor, in dem sie tätig sind, neu positionieren können. Dies hilft, um zu größerer Klarheit darüber zu gelangen, welche Schritte sie aktiv unternehmen könnten, um daran zu arbeiten, nicht Teil des Problems zu sein, sondern Teil der Lösung zu werden. Teil 3 bot auch eine ziemlich reiche Variation von Dokumenten und Werkzeugen aus dem r3.0-Arbeitsökosystem, mit denen man neben der "reinen ESG"-Sicht arbeiten kann. Die Idee war, dass sie den ESG-Expert:innen helfen werden, ihren Horizont zu erweitern und schrittweise von weniger Degeneration an den Rand der Regeneration zu wechseln, wo Nachhaltigkeit tatsächlich beginnen kann. Es beschreibt das Streben nach einem überzeugenden zukünftigen Ergebnis und Schritte in die richtige Richtung, wie viele es sich wünschten.

Dieser letzte Teil geht in die entgegengesetzte Richtung und ist eher transformatorisch angelegt. Er betrachtet das, was notwendig ist aus der Perspektive dessen, was der Titel dieses Teils die "Neue Welt" nennt. Er beginnt auf der anderen Seite der Brücke und lädt Sie ein, hinüberzugehen. Dieser Teil ist für die "positiven Einzelgänger", ein Begriff, den wir bei r3.0 von Preventable Surprises-Gründer Raj Thamotheram übernommen haben. Die "positive Mavericks" verstehen, dass ein Durchbruch zuerst einen Ausbruch braucht. Hierfür stehen positive Einzelgänger:

Bei r3.0 haben wir einzelne Fälle von Ex-Banker:innen, Ex-Manager:innen, Ex-C-Suite und sogar Ex-NGO-Vertreter:innen gesehen, die hochbezahlte Positionen verließen, um an dem zu arbeiten, was sie für "notwendig" hielten, einfach weil sie das Gefühl hatten, dass die Zwangsjacken der inkrementellen Budgetierung, der Zielstellungen, der Hierarchie und der schnellen "Fixes" nicht ausreichten, um echte Fortschritte in Richtung Nachhaltigkeit zu erzielen und damit die kognitive Dissonanz von ESG zu überwinden. Und wissen Sie was? Sie sind immer noch gut bezahlt!

Aber es ist ein harter Job, individuell dorthin zu kommen. Warum sollte ein Berater, eine Beraterin für große transformative Veränderungen in einer Organisation plädieren, wenn die kleinen inkrementellen Schritte ihre Budgets für viele Jahre sichern und es den Klienten schön gemütlich machen? Viele der Klienten fühlen sich ohnehin bereits von den vielen Dingen, die von ihnen verlangt werden, überfordert. Das "praktisch mögliche" begrenzt die Ambition. Die Tatsache, dass viele dieser Dinge in einem "neuen Normal" obsolet werden könnten, kommt ihren Kunden auch nicht in den Sinn, da sie diesen inkrementellen Ansatz perfekt kultiviert haben. Ein typisches Fallbeispiel für Karriererisiken, die wir in Teil 3 beschrieben haben.

Was macht das aktuelle Wirtschaftssystem zu einem langsamen Selbstmordpakt?

In Teil 3 habe ich bereits die regenerative und distributive Ökonomie vorgestellt. Prägen wir uns das noch einmal als Ausgangspunkt ein, worum es bei dieser neuen Normalität gehen wird und kontrastieren wir es mit dem, was wir jetzt haben:

Als r3.0 ab 2013 Recherchen für diese Darstellung filterte (und dies auch weiterhin tut), begannen wir mit einer Reihe von Prinzipien. Das wurde nötig, als wir Hunderte von Berichten durchforsteten, die nach dem Rio+20-Gipfel verfügbar waren – alles Teile eines nicht-systemischen Flickenteppichs von lobbyierten Ideen in Richtung grün, sozial, zirkulär, offen, etc. Diese Prinzipien dienen uns als Leitplanken und erinnern uns an die Verflechtung dieses "neuen Normal", das wir anstreben:

Lassen Sie nun diese beiden Grafiken ein wenig sacken und überlegen Sie dann, was dies für die gegebenen Stereotypen unseres derzeitigen wirtschaftlichen Denkens bedeuten würde und wie man es charakterisieren könnte. Je mehr wir darüber nachdachten, desto mehr stellten wir fest, dass unser derzeitiges Wirtschaftssystem (noch)

  • kolonialistisch und unterdrückerisch ausgerichtet ist;
  • hauptsächlich rassistisch und ignorant gegenüber Minderheitengruppen ist;
  • hauptsächlich männlich designed ist, weibliche Muster des Managements ignoriert;
  • hauptsächlich nationalistisch ist (obwohl es global sein soll), was selbst Handelsverträge und alle möglichen internationalen Clubs nicht retten können;
  • abhängig von immerwährendem Wachstum und immerwährender Verschuldung, ignorant gegenüber planetaren Grenzen ist;
  • krank ist von Privatisierung und der Idee, Gemeingüter zu besitzen;
  • die Philanthropie als Palliativmedizin für ein krebsartiges System benutzt.

Lassen Sie uns – zusätzlich zu diesen Wesenszügen – nicht die üble Täuschung des Neoliberalismus vergessen, die von unserem Partner Joe Brewer so wunderbar erklärt worden ist (in unserem 2019 erschienenen Medium-Artikel, einem Transkript seiner Keynote bei der internationalem r3.0-Konferenz 2019). Lassen Sie uns eines klarstellen: Logik und Mechanik des Wirtschaftssystems tun genau das, was sie im sogenannten Neoliberalismus, wie er von der Mont Pelerin Society entworfen wurde, tun sollten. Hier ist, was Joe Brewer vom Design Institute for Regenerative Cultures zu sagen hatte:

"Ab 1947 begann eine Gruppe, von der die meisten von Ihnen vielleicht noch nichts gehört haben, die Mont Pelerin Gesellschaft, eine Agenda, die zu globalen Konsequenzen geführt hat. Sie ist benannt nach einem kleinen Dorf in der Schweiz, wo sie sich zuerst versammelten. Die Mont Pelerin Gesellschaft wurde um das Buch 'Der Weg zur Leibeigenschaft' von Friedrich Hayek herum gegründet. Diese Männer wollten die unpopuläre Idee zurückholen, dass deregulierte Märkte zu Freiheit und Wohlstand führen. Hayeks anfängliche Motivation war edel, aber sein Wissen war begrenzt. Die Ideen im 'Weg zur Leibeigenschaft' waren eine Artikulation dessen, was er als Jugendlicher in Österreich beobachtet hatte, während seine Nachbarn in Deutschland das Dritte Reich formten. Er beobachtete, wie die Volksdemokratie in Deutschland und auch bei Mussolini in Italien zu Faschismus und totalitären Staaten führen konnte. Er hatte also einen sehr wichtigen Grund, über eine zentralisierte Regierung besorgt zu sein. Ihm fehlten die Werkzeuge der Ökologie oder der Komplexitätswissenschaft, um zu verstehen, wie Regulierung und Managementstrukturen für den Umgang mit komplexen Systemen notwendig sind. So artikulierte Hayek die Notwendigkeit, zu viel Machtkonzentration innerhalb der Regierung zu vermeiden, was ein wichtiger und richtiger Punkt war.

Aber einige sehr reiche Geschäftsleute, die sich zu dieser Zeit versammelten, sahen darin eine Rechtfertigung für ihre eigenen Ambitionen – nämlich eine extraktive Politik zu schaffen, die die Schwächen anderer Menschen ausnutzen würde, um Reichtum für sich selbst zu sammeln und zu horten. Diese Leute unterstützten die Mont Pelerin Gesellschaft und ihre Agenda. Ihr Ziel wurde es, die Ideologie, die sie 'Neoliberalismus' nannten, mit der Wissenschaft der Ökonomie, die als neoklassisch bezeichnet wurde, zu vermischen. Eine Art und Weise, wie sie dies taten, war, für gestiftete Fakultätspositionen an Universitäten und Wirtschaftsschulen, Wirtschaftsabteilungen und Finanzabteilungen zu bezahlen, so dass sie dort Leute unterbringen konnten, die ihre Ideologie vertraten. Zum Beispiel Leute wie Milton Friedman, der seine Ideen in den 1970er Jahren wirklich stark vorantrieb.

In der Zeit, als die Ökonomie sich bemühte, wissenschaftlich zu werden und sich auf einige fehlerhafte Annahmen stützte, was eigentlich nicht ihr Verschulden war, wurde ihre Fähigkeit zur Selbstkorrektur durch eine mächtige ideologische Agenda kombiniert mit finanziellen Interessen beeinträchtigt. Es begann 1947 und erzielte erste politische Erfolge 1980 mit der Wahl von Ronald Reagan in den Vereinigten Staaten und Margaret Thatcher in Großbritannien. Der Grund, warum sich die Wirtschaftswissenschaften vor der Wissenschaftlichkeit geschützt haben, ist also, dass eine massive globale Propagandamaschine aufgebaut wurde. Allein in den Vereinigten Staaten gibt es heute etwa 800 Think Tanks. Sie haben eine Zusammenarbeit zwischen den USA und Westeuropa über einen Zeitraum von 50 Jahren aufgebaut, mit dem Ziel, Medien aufzukaufen und zu konsolidieren, um die Wege der höheren Bildung zu kontrollieren und zu beeinflussen und die politischen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu gestalten.

Kurz gesagt, was wir heute als Mainstream-Ökonomie bezeichnen, ist in Wirklichkeit eine Entwicklungsagenda, die ich die globale Architektur der Reichtumsextraktion nenne, mit einem Apparat zur Einrichtung von Deregulierungspolitiken und der Vereinnahmung von Institutionen, um diejenigen, die Reichtum haben, in die Lage zu versetzen, politische Ergebnisse zu beeinflussen, um sich selbst mehr Reichtum zu verschaffen. Das ist der Grund, warum acht Personen/acht Familien jetzt die Hälfte des privaten Reichtums der Welt besitzen. Das ist kein Zufall. Der Markt macht seinen Job. Die Wirtschaft funktioniert wie vorgesehen."

Nichts davon können Sie in den klassischen Wirtschaftslehrbüchern nachlesen. Und wäre das wirklich das Wirtschaftssystem, das wir wollen, in dem die ESG-Faktoren für Environmental, Social, Governance mitschuldig sind am Arrangieren der Deckstühle auf der Titanic? Um all dies in eine Bewertung einfließen zu lassen, verwende ich jetzt normalerweise diese beiden Grafiken, die das beschreiben, was ich das "Triple-E-Failure" von Ökonomie, Ökologie und Bildung nenne:

Die zweite Folie befasst sich dann mit den Folgen dieser "Kernschmelze":

Wenden wir uns nun der anderen Seite der Brücke zu.

Wie kann man eine regenerative und verteilende Wirtschaft schaffen, die auf das Wohlergehen aller hinarbeitet?

Ein grundlegender Mentalitätswandel muss mit der Idee beginnen, dass Reichtum für einige wenige und das Herunterrieseln dieses Reichtums (Trickle-Down-Economics) auf uns alle die größte Lüge an die Menschheit ist, die die neoliberale Ökonomie je erfunden hat. Stattdessen beginnt eine regenerative und verteilende Wirtschaft mit der Idee, die der griechische Philosoph Platon so formulierte: "Dem Einzelnen wird es nie gut gehen, wenn es dem Ganzen nicht gut geht". Nun, er spricht nicht von Wohlbefinden oder Wohlfahrt (wie wir oft denken, dass es uns glücklich macht), er spricht von dem, was wir bei r3.0 "Gedeihen" (engl.: thriving) nennen.

Einige Merkmale dieses Wirtschaftssystems, die uns helfen werden, dorthin zu gelangen, wurden bereits in früheren Teilen dieser Serie angesprochen, z.B.

  • kontextbasierte Informationen, die eine angemessene Nachhaltigkeitsbeurteilung ermöglichen (Messung der ESG-Leistung anhand von Schwellenwerten und Zuweisungen);
  • ein multikapitalbasierter Ansatz, der die Definition von Erfolg von reinem Finanzkapital auf einen "Gesamtbeitrag" zu mehreren Kapitalien erweitert.
  • Zusammen ermöglichen sie eine angemessene Bewertung der "Systemwertschöpfung", bei der alle Aktivitäten der Organisation "brutto-positiv" sind und alle negativen Auswirkungen vermieden werden (was übrigens auch einen anderen Buzz – "netto-positiv" – zurück ins ESG-Lager schickt als "netter Versuch, aber nein".

Wir bei r3.0 denken, dass diese Informationsinfrastruktur (alle neun Teile des r3.0 Blueprint Work Ecosystems) dazu beitragen wird, mehr Erkenntnisse über die Qualitäten einer regenerativen und distributiven Wirtschaft zu gewinnen. Dazu gehört z.B.:

  • Ein generischer Aufbau, der auf der Idee von Bioregionen basiert, was bedeutet, dass das "neue Normal" in seiner Mehrheit lokal bzw. ortsbezogen ist. Denken Sie nur daran, was das für die Maßeinheit zur Beschreibung von Erfolg und zur Schaffung von Systemwert bedeutet oder für eine andere ESG-geprägte Idee, die "globale nachhaltige Lieferketten" genannt wird – ein weiterer Mythos, der enträtselt werden muss. r3.0 arbeitet mit unserem Advocation Partner, dem Capital Institute, in deren Regenerative Communities Network (RCN) auf der Meso- (bioregional) und Makroebene (global) zusammen. Auf der bioregionalen Ebene fungiert r3.0 Senior Director Bill Baue als aktiver Vertreter der neu ins Leben gerufenen Connecticut River Valley Bioregional Collaborative.
  • Die Idee des Voneinanderlernens muss evolutionäres Lernen entwickeln und sich in völlig andere Governance-Strukturen einweben (man denke nur daran, was das für den heutigen institutionellen Aufbau bedeutet und was obsolet wird), unter Verwendung von Prosozial- oder Soziokratie-Techniken. r3.0 arbeitet derzeit an einer Bildungstransformation (das Blueprint dazu erscheint im September) und bereitet Schritte zu einer systemischen Governance und Finanzierung vor (erscheint im Herbst 2022).
  • Die Idee des Besitzes wird sich möglicherweise zur (An-)Leihe ändern müssen, etwas, das Pflichten und Verpflichtungen gegenüber dem Land beinhaltet, das für eine bestimmte Zeit gegeben wird. Dies gibt Aspekten wie der Ausbeutung und der Erhaltung der Biodiversität eine neue Wichtigkeit, die über das "Nicht zerstören" hinausgeht und uns alle zu Hüter:innen der Gemeingüter macht.
  • Ein potenzieller Erlass aller Schulden des alten Monokapitalismus und ein Loslassen von Wachstumserwartungen, die Naturkapital zerstören. Natürlich wollen wir ein Wachstum von sozialem, menschlichem, intellektuellem oder Reputationskapital – oder anders ausgedrückt: ein "Regrowth", das ein Schrumpfen der Ausbeutung des Naturkapitals jenseits der Tragfähigkeit und der Explosion des Finanzkapitals ohne Verbindung zur Realwirtschaft einschließt. Dieser Bereich steuert auch die Innovation in Richtung neuer Währungen und echter nachhaltiger Finanzen, die im r3.0 Sustainable Finance Blueprint näher ausgearbeitet wurden.

Diese Liste ließe sich fortsetzen, aber ich schließe mit zwei Beispielen, durch die wir beginnen, Elemente in das Arbeitsökosystem von r3.0 einzuprogrammieren: die Idee der "Rechteinhaberschaft" (Nano-/Personenebene) und die Idee der "5 Ws" für die Schaffung notwendiger Messungen, die einem Marktmechanismus helfen, der unabhängig von der Politik auf Preissignale und Anreize reagiert und so auf ein regeneratives und distributives Ergebnis hinarbeitet (Makro-/Systemebene).

Rightsholdership / Rechteinhaberschaft

Rightsholdership steht in direkter Verbindung mit der Idee des Wohlbefindens als ultimativem Ziel, wenn es richtig angegangen wird: wirklich von der individuellen (Nano-)Ebene des Verständnisses über die Mikro-/Organisations-Ebene, Meso-Ebene (Industrie, Portfolio oder Lebensraum), Makro-Ebene (ökonomisch, ökologisch, sozial) bis hin zu dem, was wir bei r3.0 die "Supra-Ebene" nennen, also dort, wo sich das Wohlbefinden aller manifestiert. Wie bereits erwähnt, bin ich ein überzeugter Anhänger von Platons "Dem Einzelnen wird es nie gut gehen, wenn es dem Ganzen nicht gut geht". Dieses "Ganze" schließt alle Spezies auf dem Planeten Erde ein, einschließlich uns Menschen.

Rightsholdership deckt auch die in vorherigen Teilen dieser Serie erwähnten Fehler des Shareholder- und Stakeholder-Primats auf. In den letzten Jahren habe ich versucht, besser zu verstehen, wie ein grundlegendes Verständnis von Rechteinhaberschaft helfen würde, Wohlbefinden zu ermöglichen. Was dabei herauskam, ist eine Ursache-Wirkung-Rückkopplungsschleife. Der Ausgangspunkt ist eigentlich die Nano-/Personalebene, bei der das Bewusstsein für ein größeres Ganzes eine dominante Führungshaltung (Konkurrenz) in den Gedanken der Stewardship (Zusammenarbeit) verändert. Die Auswirkungen entwickeln sich dann in die Mikro-, Meso- und Makroebene und schaffen Verantwortungsrückkopplungsschleifen bis hin zur Supraebene. Die Visualisierung, die ich dafür entwickelt habe, ist die folgende:

Die 5 Ws eines regenerativen und distributiven Marktmechanismus

Wenn Rechteinhaberschaft auf der Nano-Ebene funktioniert, was wären die entsprechenden Auswirkungen in der Makroökonomie und wie würde sie helfen, Systemwert zu schaffen? Bei r3.0 fassen wir das als die 5 W (für wahr, echt) zusammen: wahre Kostenrechnung, wahrer Nutzen, wahre Preise, wahre (im Sinne von ehrlicher) Kompensation und wahres Steuerwesen.

Wir glauben, dass es das Zusammenspiel und die gleichzeitige Wirkung dieser fünf fundamentalen Veränderungen sind, die es den Märkten ermöglichen, in Richtung einer System-Wert-Ökonomie zu steuern. So geht's:

  • Wahre Kosten decken die tatsächlichen Auswirkungen auf Natur und Menschheit ab, wodurch die perverse "Externalisierung" nur negativer Effekte und die "Internalisierung" nur positiver Effekte eliminiert wird.
  • Wahrer Nutzen gleicht die "Abwertung" mit der "Aufwertung" der positiven Effekte aus, so ergibt sich eine besseres Gesamtbild.
  • Wahre Preise: Der Preis richtet sich an den nachhaltigen Auswirkungen aus, wobei nicht-nachhaltige Produkte und Dienstleistungen nicht mehr bezahlbar sind.
  • Wahre Kompensation: Anreizen werden mit nachhaltigen Ergebnissen einschließlich nachhaltiger Einkommensniveaus und Leistungen verknüpft.
  • Wahre Steuern: Negative Auswirkungen (Ressourcenübernutzung, Verschmutzung) werden besteuert und positive Auswirkungen (Arbeit) von der Besteuerung befreit.

Es ist schon bemerkenswert, dass es Diskussionen zu allen diesen fünf Elementen bereits lange gibt. Derzeitige Organisationen, die sich mit diesen Themen beschäftigen (meist auch Non-Profit-Organisationen) sind z.B. die True Price Foundation, Ex'tax oder Reward Value. Was bisher fehlt, ist die kombinierte Anwendung aus der Perspektive eines voll funktionierenden Marktmechanismus.

Der Anfang ist gemacht und die Richtung ist klar. Was jetzt noch fehlt, ist die Bereitschaft der Menschen, sich auf das Unbekannte einzulassen und ihre eigene Rolle zu entdecken.

Bei r3.0 gehen wir beide Wege, wie in Teil 3 und 4 erläutert, und bieten Zugänge für alle, die bereit sind, weiter zu forschen. Wir glauben, dass jedes einzelne Problem, das wir nicht lösen konnten, systemisch aus verschiedenen Richtungen angegangen werden muss, nämlich aus der Wissenschaft, dem Verhalten, den Finanzen, dem Nachwachsen, der Definition von Werten, dem fraktalen Wirtschaftsdesign, der Bildung und der Governance/Politikgestaltung.

Das ist auch der Grund, warum unsere jährlichen Konferenzen dieser Struktur folgen und den jährlichen Fortschritt in diesen Bereichen betrachten. Die nächste findet am 7./8. September 2021 vollständig online statt. Lassen Sie mich diese Serie beenden, indem ich Sie alle einlade, daran teilzunehmen. Infos zur digitalen Teilnahme finden Sie online auf der Website der Konferenz 2021. Ich hoffe, Sie alle dort zu sehen. Die Zukunft ist schon da, und wir sind alle eingeladen, auf der richtigen Seite der Geschichte mitzumachen.


Hier finden Sie die übrigen Teile der der Artikel-Serie von Ralph ThurmTeil 1 | Teil 2 | Teil 3 

Einladung zum Dialog: Der Autor kann für Reaktionen erreicht werden unter ralph.thurm@gmail.com





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