DR. RODA VERHEYEN – RECHTSANWÄLTE GÜNTHER
Kategorie: International
Dr. Roda Verheyen, Jahrgang 1972, ist Rechtsanwältin und Partnerin der Hamburger Kanzlei Rechtsanwälte Günther.
Roda Verheyen studierte Jura in Hamburg, Oslo und London und ist seit 2006 als Rechtsanwältin tätig. 2005 wurde sie mit einer Arbeit im Bereich Völker- und Klimaschutzrecht zur Dr. jur. promoviert. Bis heute liegt ihr Arbeitsschwerpunkt auf Umwelt- und Klimaschutzrecht sowie Unternehmensverantwortungsrecht. 2021 wurde Roda Verheyen für sechs Jahre zum Mitglied des Hamburgischen Verfassungsgerichts gewählt.
Vor ihrer Tätigkeit als Rechtsanwältin engagierte sich Roda Verheyen von 1998 bis 2001 in der Klimakampagne von Friends of the Earth International. Anschließend war sie als selbstständige Beraterin tätig, u.a. für die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), das Bundesumweltministerium, Friends of the Earth, Foundation for International Environmental Law and Development (FIELD) und Germanwatch e.V. Sie war Mitglied der deutschen Delegation zur Klima-Rahmenkonvention. 2002 gründete sie gemeinsam mit Peter Roderick das internationale Netzwerk Climate Justice Programme.
"Glückliche Menschen gibt es nur in einer intakten Umwelt. Das vergisst die Menschheit leider", so Roda Verheyen. "Mir ist das so richtig 1990 deutlich geworden, als der erste IPCC Bericht herauskam. Seitdem denke ich, dass wir ein unverantwortliches Experiment mit dem Planeten durchführen – und ich versuche einfach in meinem Rahmen, dieses Experiment zu beenden."
Auf die Frage nach ihrer Zukunftsvision antwortet Roda Verheyen schlicht und gradlinig: "Wir halten uns an die planetaren Grenzen und verteilen den Reichtum um – niemand braucht große Vermögen, aber alle brauchen ein stabiles Klima und saubere Luft." Für diese Vision setzt sie sich als Rechtsanwältin ein. Sie führte verschiedene gerichtliche Verfahren um Kohlekraftwerke und Braunkohletagebaue und vertrat 2018 vor dem Verwaltungsgericht Berlin die erste Klimaklage gegen die Bundesregierung zur Einhaltung des Klimaziels für 2020.
Gemeinsam mit anderen vertrat Roda Verheyen mehrere junge Menschen vor dem Bundesverfassungsgericht, unterstützt von Greenpeace und Germanwatch. Die Verfassungsbeschwerde war erfolgreich und führte im April 2021 zum sog. Klima-Beschluss, in dessen Folge das deutsche Klimaschutzgesetz nachgebessert werden musste. Das Bundesverfassungsgericht hatte beanstandet, das Gesetz schütze die Rechte junger Menschen und künftiger Generationen nicht ausreichend, da es Klimaschutzverpflichtungen nur bis 2030 festschreibt und für die Folgezeit unzureichende Festlegungen trifft.
Seit 2015 vertritt Roda Verheyen den peruanischen Landwirt und Bergführer Saúl Luciano Lliuya gegen die RWE AG. Die Argumentation der Klage: Als einer der größten CO2-Emittenten Europas ist der Energiekonzern mitverantwortlich für die Klimakrise und somit für die Bedrohung von Lliuyas Heimatstadt Huaraz durch die Flutwelle eines schmelzenden Gletschersees. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen, aber als ein Erfolg ist die Tatsache zu verbuchen, dass Richter des Oberlandesgerichts Hamm 2017 die grundsätzliche Schlüssigkeit der Argumentation anerkannten und Rechtsbeistände und Sachverständige im Sommer 2022 zu einem Ortstermin nach Peru gereist sind.
Außerdem klagt Roda Verheyen derzeit für Greenpeace vor dem Gerichtshof der Europäischen Union (EuG) gegen die Klassifizierung von Gas und Atomenergie in der EU-Taxonomie als "nachhaltig". In einem weiteren laufenden Verfahren, in dem Roda Verheyen als Anwältin mitwirkt, fordern, unterstützt von Greenpeace, vier Klägerinnen und Kläger die Volkswagen AG auf, die Produktion von klimaschädlichen Verbrennern bis Ende des Jahrzehnts einzustellen. Nachdem die Klage vom Landgericht abgewiesen wurde, läuft nun die Berufung vor dem Oberlandesgericht Hamm.
Als Anwältin berät Roda Verheyen Länder, Kommunen, Unternehmen und Verbände bei Infrastrukturvorhaben, im Fischereirecht, Bergrecht und im Bereich Erneuerbare Energien. Sie publiziert in Fachzeitschriften zu Völkerrecht, Handelsrecht sowie Umwelt- und Klimaschutzrecht und veröffentlichte 2023 mit Alexandra Endres das Buch "Wir alle haben ein Recht auf Zukunft", das zu den Finalisten für den getAbstract International Book Award in der Kategorie "Business Impact" gehörte.
Roda Verheyen arbeitet eng mit den Umweltorganisationen Germanwatch e.V., Greenpeace e.V. und Protect the Planet zusammen. Sie war Mitglied des Vorstands des Internationalen Umweltrechtstags Hamburg e.V. und ist Gründerin und Vorstandvon Green Legal Impact Germany e.V.
Für ihr Engagement wurde Roda Verheyen 2021 als "Schönauer Stromrebellin" ausgezeichnet. Im selben Jahr kürten die Boston Consulting Group und das manager magazin sie zu einer der 100 einflussreichsten Frauen der deutschen Wirtschaft. 2023 erhielt sie den Immanuel Kant-Allmende-Preis der Immanuel Kant-Stiftung.
Dr. Roda Verheyen engagiert sich seit Jahren als Rechtsanwältin für Umwelt- und Klimaschutz. Durch erfolgreich geführte Gerichtsverfahren hat sie der Klimadebatte eine wichtige Argumentationsschiene hinzugefügt. Sie trägt dazu bei, das "Recht auf Zukunft" weltweit ins öffentliche Bewusstsein sowie in das von Politik und Justiz zu rücken. Für ihr Engagement erhält sie den B.A.U.M. | Umwelt- und Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie "International".
Die Angaben zur Organisation beziehen sich jeweils auf den Zeitpunkt der Preisverleihung.